Marxismus

Heiner Karuscheit

Über Marxismus, die Ökonomie der Zeit
und Warenproduktion im Sozialismus

Die in den vorigen AzD abgedruckten Diskussionsbeiträge, die sich mit der Frage nach dem Scheitern des Sozialismus auseinandersetzen, geben Gelegenheit, einige der angesprochenen Probleme zu vertiefen. Dabei geht es vorrangig um die Frage nach der Warenproduktion im Sozialismus, die aktuell in der Linken vor allem mit Blick auf die VR China diskutiert wird.

Wenn man sich näher damit beschäftigt, stößt man auf ein tiefergehendes Problem, das den Stellenwert der politischen Ökonomie im Marxismus berührt und letzten Endes in die Frage nach der Essenz der revolutionären Theorie mündet. Beginnen wir, um das zu erläutern, mit dem Begriff vom Kapital, in dem sich das Wesen nicht nur der bürgerlichen Gesellschaft, sondern auch des Marxismus verbirgt.

1. Der Begriff vom Kapital

In seinem Beitrag über „Sozialismus und Kapital“ kann Sava Djahov mit der Trennung zwischen einfacher (hauptsächlich von Handwerkern und Bauern verrichteter) und kapitalistischer (auf Lohnarbeit beruhender) Warenproduktion nicht viel anfangen. Er schreibt dazu, dass es seit langem nicht nur die einfache Warenproduktion gibt, sondern: „Auch Kapital im Sinne von akkumulierter und vergegenständlichter Arbeitskraft (<tote Arbeit>) gibt es schon seit der Steinzeit.“ (AzD 93, S. 5)

Gegenstände, in denen Arbeitskraft vergegenständlicht ist und die zur Herstellung weiterer Gegenstände dienen (Produktionsmittel), gibt es in der Tat seit der Steinzeit: jeder Faustkeil, der zur Herstellung von Pfeilspitzen genutzt wird, stellt ein solches Produktionsmittel dar. Aber damit ist dieser Gegenstand noch kein „Kapital“ – wenigstens nicht, wenn man diesen Begriff in wissenschaftlichem Sinn benutzt, sondern wird dazu nur unter bestimmten historischen und gesellschaftlichen Bedingungen.

Das Kapital als gesellschaftliches Verhältnis

Eine Baumwollspinnmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen. Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu Kapital. Aus diesen Verhältnissen herausgerissen, ist sie so wenig Kapital, wie Gold an und für sich Geld oder der Zucker der Zuckerpreis ist … Das Kapital ist ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis. Es ist ein historisches Produktionsverhältnis.“1 Diese schon früh in der Schrift Lohnarbeit und Kapital niedergelegte Erkenntnis brachte Marx in seinem ökonomischen Hauptwerk unter Zitierung des Engländers Wakefield auf den Nenner, dass „das Kapital nicht eine Sache ist, sondern ein durch Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhältnis zwischen Personen“.2

Geschichtlich kann das Kapital daher nur zusammen mit seinem Widerpart, der freien Lohnarbeit, entstehen. Erst die massenhafte Existenz freier Lohnarbeiter – frei von eigenen Produktionsmitteln wie von feudalen, personalen Bindungen – schafft die Voraussetzung, damit Geldkapital zu produktivem, mehrwertheckenden Kapital, dh. zu Kapital im eigentlichen Sinn, werden kann, und das ist in Europa erst am Ausgang des Mittelalters der Fall.

Aus der elementaren Bestimmung als gesellschaftliches Verhältnis zwischen Personen ergibt sich bereits auf abstrakter Ebene, dass der Marxismus wesentlich nicht als ökonomische Theorie zu begreifen ist, sondern als eine Theorie der Gesellschaft. Es ist die Gesellschaft bzw. es sind die sie konstituierenden Klassen, aus deren Verhältnis zueinander die Produktionsweise des Kapitals hervorgeht.

Das bedeutet außerdem, dass die Geschichte sich nicht aus der Abfolge ökonomischer Etappen erklären lässt, wie das etwa die Theorie des Monopolkapitals-Imperialismus für die neuere Geschichte nahegelegt hat, sondern in erster Linie eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, wie Marx und Engels es im Kommunistischen Manifest formulierten.

Kapital und Krise

Da das Kapital nicht als solches existiert, sondern nur in Form vieler Kapitale, in deren Konkurrenz sich seine innere Natur realisiert, stellt sich erst beim Verkauf auf dem Markt heraus, welche Ware die jeweils erforderliche gesellschaftliche Durchschnittsarbeit repräsentiert und welche Waren demgegenüber überflüssige Arbeit enthalten.

Getrieben durch den Zwang zur Verwertung des Werts erwachsen aus der Konkurrenz der Kapitale periodisch wiederkehrende Überproduktionskrisen, die ihr jeweiliges Ende erst finden, wenn genügend Kapital vernichtet worden ist. Die Krisen können in Reichweite und Verlauf variieren und durch politische Eingriffe beeinflusst, aber nicht aufgehoben werden. Seit die US-Regierung Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit der Golddeckung des Dollars das System von Bretton Woods beendete, hat das Gold aufgehört, als allgemeines Maß der Werte zu dienen und existiert kein materieller Fixpunkt für das globale Währungssystem mehr. Ohne Bindung an das Gold konnten die Notenbanken seither nach Belieben Geld emittieren, haben sich die Finanzmärkte von der Produktionswirtschaft entkoppelt und ist seit der Finanzkrise 2008 die Staatsschuld in einem Umfang gewachsen, dass das zinstragende Kapital seine produktive Grundlage um ein Vielfaches übersteigt. Die nächste Krise wird umso mehr zu bereinigen haben, damit an ihrem Ende der Akkumulationsprozess wieder in Gang kommen kann.

Will der Mensch das blinde Wirken der ökonomischen Gesetze aufheben und die Bedingungen seines Daseins selber gestalten, muss die Gesellschaft die Herrschaft über die Produktion übernehmen und diese ihren Bedürfnissen entsprechend planmäßig organisieren. Dafür ist Voraussetzung die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln, d.h. „die Verwandlung des tatsächlich bereits auf gesellschaftlichem Produktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Eigentums in gesellschaftliches“, wie Marx am Ende des „Kapitals“ bemerkte.

Gesellschaftliche Produktion und die Ökonomie der Zeit

Im „Anti-Dührung“ schrieb Engels zu diesem Übergang: „Sobald die Gesellschaft sich in den Besitz der Produktionsmittel setzt und sie in unmittelbarer Vergesellschaftung zur Produktion verwendet, wird die Arbeit eines jeden, wie verschieden auch ihr spezifisch nützlicher Charakter sei, von vornherein und direkt gesellschaftliche Arbeit. Die in einem Produkt steckende Menge gesellschaftlicher Arbeit braucht dann nicht erst auf einem Umweg festgestellt zu werden; die tägliche Erfahrung zeigt direkt an, wieviel davon im Durchschnitt nötig ist. Die Gesellschaft kann einfach berechnen, wieviel Arbeitsstunden in einer Dampfmaschine, einem Hektoliter Weizen der letzten Ernte, in hundert Quadratmeter Tuch von bestimmter Qualität stecken. … Die Leute machen alles sehr einfach ab ohne Dazwischenkunft des vielberühmten >Werts<“.

Was Engels hier benennt, ist der Umgang mit der „Ökonomie der Zeit“, die ein selbstverständlicher Maßstab nicht nur der gemeinschaftlichen Produktion freiwillig assoziierter Produzenten ist, sondern jedweder Ökonomie überhaupt, was Marx in die Worte fasste: „Gemeinschaftliche Produktion vorausgesetzt, bleibt die Zeitbestimmung natürlich wesentlich. Je weniger Zeit die Gesellschaft bedarf, um Weizen, Vieh etc. zu produzieren, desto mehr Zeit gewinnt sie zu andrer Produktion, materieller oder geistiger. Wie bei einem einzelnen Individuum hängt die Allseitigkeit ihrer Entwicklung, ihres Genusses und ihrer Tätigkeit von Zeitersparung ab. Ökonomie der Zeit, darin löst sich schließlich alle Ökonomie auf. Ebenso muß die Gesellschaft ihre Zeit zweckmäßig einteilen, um eine ihren Gesamtbedürfnissen gemäße Produktion zu erzielen; wie der einzelne seine Zeit richtig einteilen muß, um sich Kenntnisse in angemeßnen Proportionen zu erwerben oder um den verschiednen Anforderungen an seine Tätigkeit Genüge zu leisten. Ökonomie der Zeit sowohl wie planmäßige Verteilung der Arbeitszeit auf die verschiednen Zweige der Produktion bleibt also erstes ökonomisches Gesetz auf Grundlage der gemeinschaftlichen Produktion.“3

2. Die Planwirtschaft der DDR

Inwiefern war nun die Planwirtschaft der DDR in der Lage, die „Ökonomie der Zeit“ zu realisieren? Anders, als Engels im „Anti-Dühring“ meinte, war es nicht gerade einfach, die erforderlichen Berechnungen vorzunehmen, um die in der Produktion aufgewendete Arbeit nach Qualität und Quantität zu veranschlagen. Doch letztendlich war die Staatliche Plankommission der DDR (SPK) immer besser dazu in der Lage und wurde zum zentralen Planungs- und Steuerungsinstrument der staatlichen Wirtschaft.4 Sie hatte „den Zugang zu allen Primärdaten … das war kein Problem. (…) Insofern war das Datennetz schon ordentlich aufgebaut. (…) Wir wussten schon, was in der Wirtschaft los war.“5

Aufgrund der gemessenen Arbeitsaufwendungen hatte sie den Überblick, wo und in welchem Umfang die im Endverkauf verlangten Verbraucherpreise nicht der Realität entsprachen, sondern vom Staat künstlich niedrig gehalten wurden. So war bekannt, wie rasant der Anteil der Subventionen an den verbrauchswirksamen Ausgaben der Bevölkerung anstieg, nämlich von 10% (1971) über 16% (1982) auf knapp 22% (1988).6 Dabei waren die Mietpreisstützungen in diesen Berechnungen noch gar nicht enthalten.

Das Problem lag also nicht in dem vorhandenen Zahlenmaterial, sondern in dem Umgang der Politik damit, weshalb die Ökonomie der Zeit missachtet, Statistiken geschönt und Informationen gefiltert wurden. So diente die Verbilligung des privaten Konsums dazu, eine Arbeitsbevölkerung ruhig zu stellen, die ohne einen sozialistischen „Gesellschaftsvertrag“ dem Staat distanziert gegenüberstand. Hinzu traten überproportional hohe unproduktive Ausgaben einerseits für die Rüstung, die vom Warschauer Pakt verlangt wurde, andererseits für den Sicherheitsapparat zur Niederhaltung und Kontrolle einer anwachsenden Opposition.

Die Achillesferse der DDR-Ökonomie

Über diese unproduktiven Belastungen hinaus war die Achillesferse der DDR-Ökonomie die Produktivitätsentwicklung als solche, die mit Ausnahme weniger Jahre nie die vorgegebenen Planziele erreichte, so dass die DDR im Vergleich mit der BRD immer weiter zurückfiel. Aus diesem Grund haben sich einige ehemalige SED-Ökonomen der marktwirtschaftlichen Kritik an der Planwirtschaft angeschlossen und vertreten in unterschiedlicher Nuancierung, dass im Verhältnis von „Plan“ und „Markt“ ein künftiger Sozialismus „marktbasiert“ sein müsse.

Zwei davon sind Klaus Steinitz und Dieter Walter, beides Wirtschaftswissenschaftler aus der Staatlichen Plankommission der DDR. Sie sehen es heute als grundlegenden Konstruktionsfehler der Planwirtschaft an, dass „die objektiv notwendige Funktion des Markts für die Anerkennung der verausgabten Arbeit als gesellschaftlich notwendige Arbeit … faktisch negiert“ wird.7 Die Kritik besagt, dass die Planwirtschaft prinzipiell außerstande ist, auf dem Weg über die Messung des Arbeitsaufwands eine kontinuierliche Reduzierung der im gesellschaftlichen Durchschnitt für die Herstellung der Produkte notwendigen Arbeitszeit herbeizuführen. Ihrer Auffassung nach kann dies nur der „Markt“, sprich die Konkurrenz leisten, indem die unabhängig voneinander operierenden Kapitale durch ihre Konkurrenz für die stetige Verwohlfeinerung der Waren sorgen und so die Produktivität vorantreiben. Dazu gehört, dass auch die Arbeitskraft (wieder) als Ware fungieren muss.

Marx entwickelte im „Kapital“, dass im Kapitalismus die Wertbestimmung der Waren „hinter dem Rücken der Produzenten“ erfolgt8 und in der Herrschaft des Werts über den Gebrauchswert die Herrschaft des Mehrwerts bzw. seiner Erscheinungsform, des Profits, steckt. Die von ihm gezogene Konsequenz war bzw. ist, dass die Gesellschaft sich in den Besitz der Produktionsmittel setzen muss, um die Produktion bewusst zu planen und nicht länger anonyme ökonomische Gesetze über ihr Schicksal entscheiden zu lassen. Ohne sich offen dazu zu bekennen, haben die Ex-SED-Ökonomen vollständig mit dem Marxismus gebrochen.

Ein unlösbarer Widerspruch

Ihre Vorschläge entspringen den Erfahrungen mit dem Scheitern der Planwirtschaft in der DDR, dessen Ursachen sie auf ökonomischer Ebene durch eine Rückkehr zu kapitalistischer Produktionsweise beheben wollen. Diese Kritik negiert, dass die mangelnde Produktivität nicht in erster Linie aus der Planwirtschaft resultierte, sondern eine Folge der fehlenden Leistungsbereitschaft der Arbeitsbevölkerung war und historisch-gesellschaftliche Ursachen hatte.

1952 war der Sozialismus über die Köpfe der Arbeiter hinweg eingeführt worden und am 17.Juni 1953 war ihr Aufstand gegen die SED-Herrschaft militärisch niedergeschlagen worden. Unter diesen Umständen waren sie nicht bereit, sich für den Aufbau des Sozialismus zu engagieren und hielten an dieser Einstellung die gesamte Geschichte der DDR hindurch fest.9

Auf der anderen Seite schreckte die SED seit dem 17. Juni vor weiteren Eingriffen in die Arbeitsverhältnisse gegen den Willen der Produzentenklasse zurück, nachdem 1953 eine Normerhöhung den Arbeiteraufstand ausgelöst hatte. „Seit den Streiks und Unruhen 1953 hatte sich in der Arbeiterschaft das Gefühl ihrer strukturellen Macht verfestigt“.10 Zwar versuchte die Staatsführung mehrfach, das Leistungsprinzip in der Produktion umzusetzen bzw. die vorhandenen Regelungen weiterzuentwickeln. Doch sobald der Staatssicherheitsdienst in den Betriebsbelegschaften Anzeichen von Unzufriedenheit meldete, wurden diese Versuche in Erinnerung an den 17. Juni abgeblasen.

Da aber die entscheidende Produktivkraft der Mensch ist, stand die SED-Führung als Resultat ihrer eigenen Politik vor einem unlösbaren Widerspruch: Freiwillig war die arbeitende Klasse nicht bereit, mehr als das Notwendige für die ihr aufgezwungene Ordnung zu tun, und gleichzeitig verfügte der Staat nicht über das Druckmittel der Arbeitslosigkeit, mit dem das Kapital die Leistungsbereitschaft der von ihm bezahlten Arbeiter erzwingen kann. Deshalb blieb nur der Appell an die sozialistische Arbeitsmoral, der bei einer Minderheit fruchten mochte, aber bei der Masse der Arbeiterschaft wirkungslos blieb.

Versagen des politischen Systems

So scheiterte auch das „Neue Ökonomische System“ (NÖS), das durch die Einführung von Marktelementen die Leistungsbereitschaft und Produktivität steigern sollte. „Einer der Grundgedanken des NÖS war, dass unbedingt das Leistungsprinzip verwirklicht werden und dass der Gleichmacherei der Kampf angesagt werden müsse.“11 Als daraufhin einige bevorzugte Industriezweige zwar hohe Zuwächse erzielten, es in der restlichen Wirtschaft aber Liefer- und Versorgungsprobleme gab und die Stasi wachsenden Unmut in der Arbeiterschaft meldete, kippten die Mehrheiten im ZK und zwangen unter Honeckers Führung Ulbricht zum Rücktritt.

Anschließend versuchte die Honecker-Regierung, die Unterstützung der Arbeiterschaft durch den Ausbau sozialpolitischer Leistungen zu sichern, so neben der fortgesetzten Subventionierung von Lebensmitteln durch den massenhaften Neubau von Wohnungen und ihre Vermietung weit unterhalb der Erhaltungskosten. Die Konsequenz war, dass die Werktätigen einen immer größeren Anteil ihres Realeinkommens in Form von Transferleistungen aus den gesellschaftlichen Fonds erhielten, womit gleichzeitig der an die Arbeitsleistung gekoppelte Lohn relativ sank und die Produktivität weiter zurückging.12

In einem neuerlichen Anlauf, dem Leistungsprinzip Geltung zu verschaffen, versuchte die SED 1976, das Tarifsystem zu reformieren, gab das Vorhaben jedoch sofort wieder auf, als es in den Betrieben Unmutsbekundungen gab. Aus Angst vor einer politischen Destabilisierung scheiterte auch das Vorhaben, die ausufernden Subventionen im Konsum- Bereich zu reduzieren und die Verbraucherpreise zu erhöhen. Honecker bemerkte dazu: „dann kann gleich das Politbüro zurücktreten und die Regierung auch.“13 Stattdessen rechnete man die Statistik schön, nahm Schulden im Westen auf und marschierte sehenden Auges in den Abgrund.

Als entscheidende Ursache für das Scheitern der Tarifreform 1976 nennt Jörg Roesler das „nicht bzw. nicht mehr intakte Verhältnis der SED-Führung zu ‚ihren‘ Werktätigen“, und resümiert, dass das Ende des Sozialismus „auf das Versagen des politischen Systems der DDR zurückzuführen“ sei.14 Gleichlautend erklärte der langjährige DDR-Minister Rauchfuß die DDR für „gescheitert, weil das System im Grunde genommen, so paradox das klingen mag, vom Volk gar nicht angenommen wurde. Das muss ich letztlich akzeptieren.“15 In der Tat ist hier der letzte Grund für das Scheitern zu finden: Der entscheidende Grund für den Niedergang des DDR-Sozialismus ist nicht in seinen ökonomischen Mängeln zu finden. Vielmehr resultierten die ökonomischen Mängel daraus, dass „das System“ vom Volk nicht angenommen wurde, weil es sich auf keinen „contrat social“ mit der arbeitenden Klasse stützen konnte und deren Mehrheit in Betrieb und Gesellschaft sich den Anforderungen der SED verweigerte.

3. Ökonomiedebatten

Um das gestellte Thema zu vertiefen, wollen wir noch einmal an den Anfang der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückgehen, als sowohl in der UdSSR als auch der DDR eine grundlegende Weichenstellung erfolgte, die das Schicksal beider Staaten bestimmen sollte. Dazu wurde einiges bereits in den AzD 92 gesagt, unter der Fragestellung der Warenproduktion im Sozialismus lohnt es sich jedoch, darauf noch einmal zurück zu kommen.

Genossenschaftliche Warenproduktion im Konsumbereich

In seiner Schrift über „Ökomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“ umriss Stalin u.a. die Struktur der Volkswirtschaft und schrieb, dass „die Konsumgüter, die für die Deckung des Aufwands an Arbeitskraft im Produktionsprozess notwendig sind, bei uns als Waren erzeugt und realisiert werden“.16 Nach diesen Worten fand also im Konsumgütersektor überwiegend Warenproduktion stattfand, was der Autor bekräftigte, indem er darauf hinwies, dass mit der Warenproduktion und -zirkulation auch die entsprechende „Geldwirtschaft“ korrespondieren müsse.

Hauptsächlich betraf dies die Nahrungsmittelherstellung und damit das Verhältnis zur Bauernschaft, die noch die Mehrheit der Bevölkerung ausmachte.

Die Hauptträger dieser Warenproduktion waren keine individuellen Produzenten, sondern Genossenschaften, wie Stalin bemerkte. Auf dem Land waren dies die Kolchosen = Kollektivwirtschaften, die als Fortsetzung der russischen Dorfgemeinden ihr Agrarprodukt in Warenform als selbständige Erzeuger herstellten und dem Staat verkauften.17 Jedoch beschränkte sich die zitierte Aussage nicht auf die Agrarproduktion, sondern bezog sich auf alle für die Reproduktion der Arbeitskraft erforderlichen „Gegenstände des persönlichen Bedarfs“, umfasste also auch die nichtagrarischen Konsumgüter, die Stalin zufolge als Waren hergestellt wurden.

Wie auf dem Land wurde auch die industriell-handwerkliche Konsumgüterproduktion wesentlich von Genossenschaften vorgenommen, was Djahov hervorgehoben hat. Das war eine andere Produktionsstruktur als im Westen, die möglicherweise mit der russischen Obscina-Tradition zusammenhing, was aber am Charakter der Produktionsweise nichts änderte.18 Wenn wir Stalins Ausführungen zum Nennwert nehmen, müssen wir also davon ausgehen, dass der Gesamtbereich der Konsumgüterproduktion marktmäßig stattfand, weshalb Stalin auch betonte, dass hier das Wertgesetz die Produktion regulieren würde.

Staatlicher Produktionsmittelsektor

Dem warenproduzierenden, privatwirtschaftlich strukturierten Sektor der Volkswirtschaft stellte die Schrift den Produktionsmittelsektor gegenüber, der vom Staat organisiert wurde. Im Gegensatz zum Konsumgüterbereich sei hier das Wertgesetz nicht Regulator der Produktion, sondern würde der Staat die „Verteilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Produktionszweigen“ vornehmen; über die Investitionen wurde also unabhängig von der Rentabilität gemäß der gesellschaftlichen Entwicklungsplanung entschieden. Doch müsse auch hier das Wertgesetz insoweit berücksichtigt werden, als die für die Herstellung der Produktionsmittel aufgewendete Arbeit genau berechnet werden müsste.

Stalin verwendete den Begriff nicht, aber damit war die oben angesprochene „Ökonomie der Zeit“ gemeint. Hierzu warf er den sowjetischen Ökonomen vor, dass sie in der Mehrzahl die Wertberechnung ignorierten. Anstatt sich um die „wirtschaftliche Rechnungsführung und die Rentabilität, die Selbstkosten“ zu kümmern, würden sie sich „mit Geschwätz über aus der Luft gegriffene >schätzungsweise Angaben<“ begnügen. Zur Illustration führte er aus, dass nach ihren Vorschlägen der Preis für eine dem Staat gelieferte (verkaufte) Tonne Baumwolle der gleiche sein sollte wie für eine Tonne Getreide und der Preis dafür wiederum einer Tonne Brot entsprechen sollte, obwohl die für die Herstellung jeweils notwendige Arbeit ganz unterschiedlich war.19

Als Schlussfolgerung aus seinen Ausführungen wandte sich Stalin (vergeblich) gegen die verbreiteten Kommunismustendenzen in der Partei, die nach seinem Tod zur Geltung kamen, als der linke Parteiflügel mit Chruschtschow an der Spitze die Macht übernahm. Die jetzt eingeleitete Politik bedeutete neben einer Rückführung des Leistungsprinzips nicht nur die Einleitung eines „Neulandprogramms“ zur Lösung der Agrarfrage, um an der existierenden Bauernschaft vorbei durch riesenhafte Staatsfarmen die staatliche Basis für den Übergang zum Kommunismus zu legen. Sie bedeutete auch die Verstaatlichung der handwerklich-industriellen Konsumgüterproduktion, was Djahov hervorgehoben hat, illustriert durch eine Karikatur aus der Satirezeitschrift Krokodil.20

Behrens und der DDR-Sozialismus

Parallel zur Kommunismusdiskussion in der Sowjetunion fand in der DDR der Übergang zum Sozialismus statt. Ökonomisch legitimiert wurde er u.a. von dem Politökonomen und Statistiker Fritz (Friedrich) Behrens, damals einer der anerkanntesten Wirtschaftswissenschaftler und zeitweise Leiter der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik sowie stellvertretender Vorsitzender der Staatlichen Plankommission. Er ist deswegen von besonderem Interesse, weil sich viele der heutigen SED-Ökonomiekritiker auf ihn berufen, und zwar nicht auf den „frühen“ Behrens, sondern auf den „späten“.

In den Anfangsjahren der DDR war Behrens, in der Tradition der Bebel-Kautskyschen SPD stehend, von der historischen Determiniertheit des Sozialismus aufgrund der Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie genauso überzeugt wie die gesamte Parteiführung der SED. Dazu gehörte der Glaube an die unbedingte Überlegenheit der Planwirtschaft, die durch die Verstaatlichung der Betriebe die Produktivkräfte aus den Fesseln des Kapitals befreien und zum Sprudeln bringen würde. Die Stellung des realen Proletariats spielte in diesem Denken keine maßgebliche Rolle.

Als überzeugter Kommunist voller Begeisterung, den Sozialismus in der DDR aufbauen zu können, referierte er im November 1952 in einem langen Vortrag an der Universität Leipzig vor einigen hundert Wissenschaftlern über Stalins Schrift „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“, um damit den Aufbau des Sozialismus in der DDR zu begründen. Den roten Faden seines Referats bildete die Behauptung, dass in der UdSSR „die Aufgabe des Aufbaus des Sozialismus erfüllt“ sei und sich gegenwärtig „immer deutlicher … die Konturen des Kommunismus, die Ökonomik des Überflusses“ abzeichneten. Wenn jedoch in der UdSSR der Übergang zum Kommunismus auf der Tagesordnung stand, war nach der Logik dieses Gedankengangs der Aufbau des Sozialismus in der DDR überfällig.

Obwohl Stalin explizit von noch vielen Generationen gesprochen hatte, bis die Gesellschaft an den Kommunismus denken könne, erklärte Behrens seine Schrift zu einem „Aktionsprogramm“ für den Aufbau des Kommunismus und verkündete in dem Zusammenhang, dass der Sieg des Sozialismus über den „in Todeskämpfen sich windenden Kapitalismus auf der ganzen Erde in greifbare Nähe gerückt“ sei. Noch vor Ende des Jahrhunderts würde dieser „nur noch von Historikern studiert werden … Die Völker selbst werden ihn vergessen haben.“21 Während er auf diese Weise den Sinn der Ausführungen ins Gegenteil verkehrte, pries er gleichzeitig die Genialität des Textes und seines Autors.

Eine spätere Abrechnung

Weil Behrens‘ Spezialgebiet die Arbeitsproduktivität war, gilt er als Vordenker des »Neuen ökonomischen Systems« der 60er Jahre.22 Er selber entfernte sich immer weiter von der SED und seinen früheren Positionen, wurde Ende der 50er Jahre wegen „Revisionismus“ kritisiert und bald darauf kaltgestellt.

In einer Reihe von Manuskripten aus den 1970er Jahren, die erst Anfang der 1990er Jahre posthum erscheinen konnten, rechnete er mit der SED ab und warf ihr u.a. vor, mit administrativen Zwangsmethoden einen bürokratischen Obrigkeitsstaat errichtet zu haben. Als Alternative zur SED-Herrschaft trat er für eine sozialistische Produzentendemokratie ein, die auf genossenschaftlich organisierten, selbstverwalteten Betrieben basieren sollte, und plädierte für eine Verbindung des Marxismus mit dem Anarchismus, um das erneute Entstehen einer Bürokratie zu verhindern. Marx und Engels unterstellte er, sie hätten einem Denken Vorschub geleistet, wonach die Geschichte wie ein Naturprozess ablaufe, in dessen blindem Geschehen das Handeln der Menschen kausal determiniert sei; es gebe aber kein historisches Gesetz, das zwingend zur Ablösung des Kapitalismus durch den Sozialismus führen würde.23

Die vorgebrachte Kritik stellt in vielen Punkten eine zutreffende Abrechnung mit dem SED-Bürokratismus dar, der eine unvermeidliche Folge der fehlenden gesellschaftlichen Fundierung des DDR-Sozialismus war. Aber mit den Gründen für diese Entwicklung beschäftigte Behrens sich nicht näher. Er begriff nicht, dass die Politik der SED auf dem von Kautsky und Bebel geprägten mechanisch-ökonomistischen Revolutionsverständnis der II. Internationale beruhte, mit dem die KPD-SED nie abgerechnet hatte und das er anfangs selber geteilt hatte. Stattdessen suchte er den Fehler bei Marx und Engels, obwohl diese sich stets gegen eine deterministische Interpretation ihrer Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus zur Wehr gesetzt hatten.24

Seinen eigenen Beitrag zu der Sozialismuseinführung 1952 thematisierte er nicht. Während er seinerzeit die Genialität Stalins gepriesen hatte, schrieb er jetzt alle Fehlentwicklungen dem „Stalinismus“ zu.

4. Für eine freie Assoziation der Produzenten

Bei ihrem Erscheinen 1952 mit Lobeshymnen überschüttet, landete Stalins Schrift über „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“ wenige Jahre später, nachdem der Autor zur „persona non grata“ erklärt worden war, auf dem Index der verbotenen Bücher und hat die Schmuddelecke bis heute nicht verlassen.

Wäre es nach mehreren Jahrzehnten nicht an der Zeit, sich unvoreingenommen mit dem Text auseinanderzusetzen? Schließlich wurden seinerzeit mit den Themen von Warenproduktion und Wertgesetz, Plan und Markt dieselben Fragen aufgeworfen, die uns gegenwärtig wieder begegnen. Sollte man nicht darauf eingehen, wenn man heute über das Verhältnis von Plan und Markt im Sozialismus schreibt? Man muss ja nicht die blutigen Säuberungen der 30er Jahre befürworten und zum Stalin-Verehrer werden – aber was besagte es, dass Stalin den gesamten Konsumgüterbereich der Warenproduktion zuordnete? Und wäre es nicht aufschlussreich, über die seinerzeitigen Kontroversen hinaus die Realität der sowjetischen Wirtschaftspolitik der damaligen Zeit zu untersuchen, darin eingeschlossen die Veränderungen, die mit der Kommunismuspolitik in den 50er Jahren einher gingen?

Aber obwohl der Sowjetstaat inzwischen ebenso wie die DDR Geschichte geworden ist, greift keiner der hier erwähnten Autoren die Debatte Anfang der 50er Jahre auf. Mancher Kirchenbann wirkt offenkundig über den Untergang der Heiligen Inquisition hinaus …

Vom Determinismus zur Marktwirtschaft

In seiner jüngst erschienenen Geschichte der SED bekennt sich der SED-Historiker Niemann zu demselben deterministischen Geschichtsverständnis, das die SED-Führung dazu brachte, 1952 den Sozialismus als notwendige Folge ökonomisch-historischer Gesetzmäßigkeiten einzuführen und von dem Behrens sich später distanzierte. Von diesem Ansatz aus rechtfertigt er den Umgang der SED mit der Arbeiterschaft noch im Nachhinein unter Berufung auf den Philosophen Peter Sloterdijk, weil bei „unreifen Populationen“ auch „extreme Erziehungsdiktaturen“ notwendig seien, um das historisch vorgegebene Ziel zu erreichen.25

Dieses autoritäre Politikverständnis teilen die Ex-SED-Ökonomen nicht. Sie argumentieren nicht auf der Ebene von Gesellschaft und Politik, sondern befassen sich nur-ökonomisch mit der DDR. Auf dieser Ebene sind ihre Schlussfolgerungen unvermeidlich: nachdem die Planwirtschaft versagt hat, soll es jetzt der Markt richten. Wollten die einen durch den offenen Zwang der Staatsmacht zum Sozialismus gelangen, streben die anderen dieses Ziel durch den stummen Zwang der kapitalistischen Ökonomie an.

Jenseits dieser Unterschiede weisen beide Varianten eine charakteristische Gemeinsamkeit auf: So wie die SED 1952/53 glaubte, den Sozialismus aufbauen zu können, ohne nach der Überzeugung und Bereitschaft des realen Proletariats zu fragen, ist auch für die Kritiker die arbeitende Klasse nur eine Staffage. Sie wird nicht als Subjekt des Handelns und Trägerin einer neuen Gesellschaftsordnung begriffen, sondern als unmündige Adressatin der eigenen Theorie.

Eine freie Assoziation der Produzenten

Eingangs haben wir mit Marx festgestellt, dass das Kapital keine Sache ist, sondern ein durch Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhältnis zwischen Personen, weshalb der Marxismus auch wesentlich nicht als Lehre von ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zu begreifen ist, sondern als Gesellschaftstheorie, deren Gegenstand die bürgerlich-kapitalistische Sozialordnung ist, mit dem Ziel, an deren Stelle eine Gesellschaft ohne Klassen zu errichten.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss die arbeitende Klasse nicht nur die Staatsmacht erobern. Sie muss sich zugleich in den Stand setzen, den bis dato vom Kapital organisierten Gesamtreproduktionsprozess der Gesellschaft in die eigenen Hände zu nehmen, um die Produktion gemäß der Ökonomie der Zeit zu organisieren und die ersten Schritte zu einer kommunistischen Gesellschaft zu machen. „Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muß, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muß es der Zivilisierte, und er muß es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse [sich erweitern]; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehn, daß der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehn. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühn kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung.“ (MEW 25, S.828)

Welche Gestalt die zukünftige freie Assoziation der Produzenten annehmen wird, in welchen Formen die gemeinschaftliche Produktion zu organisieren ist und in welchen Bereichen und in welchem Umfang sinnvoller Weise noch Warenproduktion stattfinden sollte, wird die Zukunft zeigen. Eines allerdings bleibt festzuhalten: Die Befreiung der Arbeiterklasse von der Herrschaft der Bourgeoisie wie von den Hinterlassenschaften der alten Gesellschaft kann auf jeder Stufe der Entwicklung nur das Werk der Arbeiterklasse selber sein.

Literatur

Behrens, Fritz (Friedrich): »Man kann nicht Marxist sein, ohne Utopist zu sein…« Texte von und über Fritz Behrens, hrsg von Günter Krause und Dieter Janke; VSA: Hamburg 2010 = www.vsa-verlag.de/uploads/media/VSA_Behrens_Marxist_Inhalt.pdf

Hoffmann, Dierck (Hrsg): Die zentrale Wirtschaftsverwaltung in der SBZ/DDR. Akteure, Strukturen, Verwaltungspraxis = Wirtschaftspolitik in Deutschland 1917-1990, Band 3; de Gruyter: Berlin-Boston 2016

Karuscheit, Heiner: Sozialismus ohne Basis. Arbeiterschaft und Sozialismus in der DDR; Verlag am Park: Berlin 2021

Karuscheit, Heiner und Schröder, Alfred: Von der Oktoberrevolution zum Bauernsozialismus. Aufsätze über die Klassenkräfte an den Wendepunkten der russisch-sowjetischen Geschichte; VTK: o.O. 1993

Niemann, Horst: Kleine Geschichte der SED. Ein Lesebuch; Verlag am Park: Berlin 2020

Ökonomische Probleme des Sozialismus: Texte von Josef Stalin, Fritz Behrens, Jürgen Kuczynski und G.M. Malenkow = Probleme des wissenschaftlichen Sozialismus, Band 1; Zusammenstellung Roter Druckstock, Frankfurt/M. 1972

Pirker, Theo / Lepsius, M.Rainer / Weinert, Rainer / Hertle, Hans-Hermann: Der Plan als Befehl und Fiktion. Wirtschaftsführung in der DDR. Gespräche und Analysen; Westdeutscher Verlag: Opladen 1995

Steinitz, Klaus / Walter, Dieter: Plan – Markt – Demokratie. Prognose und langfristige Planung in der DDR – Schlussfolgerungen für morgen; VSA: Hamburg 2014 = www.vsa-verlag.de/uploads/media/www.vsa-verlag.de-Steinitz-Walter-Plan-Markt-Demokratie.pdf

1 MEW 6, S. 407f

2 MEW 23, S. 793; Hervorhebung von mir; HK

3 Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 105

4 vgl. Hoffmann 2016. Die Beiträge in dem Werk über die Wirtschaftsverwaltung in der DDR stammen von Anhängern der Marktwirtschaft und sind entsprechend kritisch geschrieben, aber die Autoren bemühen sich in der Regel um eine objektive Darstellung und geben einen umfassenden Überblick über den Apparat und die Funktionsweise der DDR-Planwirtschaft.

5 Wolfgang Rauchfuß: Die Unbeweglichkeit wurde immer größer; in: Pirker u.a.: Der Plan als Befehl und Fiktion, S. S.176f. Rauchfuß war von 1965-1989 Minister für Materialwirtschaft und stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats.

6 Dierk Hoffmann: Lebensstandard und Konsumpolitik; in: Hoffmann, S.501

7 Steinitz/Walter S.25

8 MEW 23, S.59

9 Karuscheit 2021

10 Niemann, S.569

11 Helmut Koziolek: Die DDR war eine Hauswirtschaft; in: Pirker, S.266. Koziolek war Professor für Politische Ökonomie und von 1965-1989 Direktor des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung.

12 Marcel Boldorf: Planwirtschaft, Ordnungs- und Preispolitik; in: Hoffmann, S.212f

13 nach Hoffmann: Lebensstandard und Konsumpolitik; in: Hoffmann, S.504

14 Zeitschrift „Z“ Nr 119 (2019), S.121

15 Wolfgang Rauchfuß in: Pirker u.a., S.187. Rauchfuß nennt diese Erkenntnis „paradox“, weil in der Logik seines Marxismusverständnisses bzw. in der Logik der SED-Ideologie die Arbeiterschaft per se für den Sozialismus zu sein hatte. Im Unterschied zu anderen war er allerdings bereit, die Tatsache anzuerkennen, dass die Arbeiter in der Realität das System ablehnten, so „paradox“ das für ihn auch war.

16 Ökonomische Probleme, S.18ff

17 Zu den Produktionsverhältnissen auf dem Land Karuscheit/Schröder, S.197ff

18 Leider konnte der Autor keine brauchbare Untersuchung zur Struktur der sowjetischen Volkswirtschaft unter der hier aufgeworfenen Fragestellung ausfindig machen.

19 Ökonomische Probleme S.20f. Angesichts dieses Textes ist schwer verständlich, wieso der langjährige Vorsitzende der Staatlichen Plankommission der DDR, Gerhard Schürer, Stalin eine Tonnenideologie vorwirft und behauptet, die „Ökonomischen Probleme“ hätten wegen ihrer Fixierung auf eine „Übergangsperiode zum Kommunismus“ die „Wertseite“ nicht berücksichtigt. (Gerhard Schürer und Siegfried Wenzel: „Wir waren die Rechner, immer verpönt“, in: Pirker u.a.: Der Plan als Befehl und Fiktion, S.97)

20 AzD 93, S.9. In der DDR ließ Honecker nach dem Abbruch des NÖS den Großteil der noch existierenden selbständigen Handwerks- und Industriebetriebe verstaatlichen. Schürer kommentierte dies 1993 so: „nicht die Plankommission hat 300 Konsumgüterpositionen zentral planen wollen; das wurde von uns verlangt, nachdem die halbstaatlichen Betriebe volkseigen geworden waren und dort die Initiative auf einmal auf dem Konsumgütermarkt weg war.“ (ebd, S.77

21 Ökonomische Probleme S.97f, 123, 140ff

22 Hierzu Jörg Roesler: Demokratische und technokratische Wirtschaftsreformer in der DDR. Die politischen Schicksale von Fritz Behrens und Wolfgang Berger; in: WeltTrends Nr.18/1998, S.115ff = https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/1054/file/18_sp_roesler.pdf

23 Behrens 1992; nach den Beiträgen anderer Autoren zu Behrens finden sich ab S. 147 seine Originalmanuskripte.

24 vgl. AzD 92, S.46

25 Niemann 2020, S. 11, 730; hierzu die Rezension in AzD 92, S.46ff