Vorbemerkung

In dem Kommentar über das „Regierungsprogramm und die soziale Frage“, der zuerst am 18.11.2009 in der Online-Tageszeitung „Berliner Umschau“ erschienen ist, schätzt H. Karuscheit den Koalitionsvertrag ein. Nach seiner Meinung wird die Union unter Merkels Führung den von der FDP gewünschten Bruch mit dem Sozialstaat abwehren, um den nach wie vor funktionierenden Klassenkompromiss zwischen Kapital und Arbeit zu erhalten und gleichzeitig die SPD als überflüssig vorzuführen.

Zur NPD schreibt Karl Niemand, dass diese Partei mit ihren völkisch fundierten Forderungen reale Erfahrungen und Bedürfnisse anspricht und in bestimmten sozialen Schichten und Gruppen auch deswegen Resonanz findet, weil die Linke keine ausreichenden Alternativen anzubieten hat. Nach seiner Meinung sind Verbotsforderungen fehl am Platz, sondern ist die politische Auseinandersetzung gefordert, die am besten vom Boden eines politischen und sozialen Programms für die Einheit der Klasse und die Interessen der Werktätigen gegen die Bourgeoisie gelingen würde.

Martin Schlegel entwickelt in seinem Artikel, dass die Finanzmarktkrise nicht unabhängig von der schon seit langem schwelenden Überproduk­tionskrise gesehen werden kann. Ausgehend von den USA als angeschla­genem Zentrum der Weltwirtschaft wäre die Krise schon früher eingetre­ten, wenn nicht das Ausland die Schwäche des US-Kapitals durch Kredit­finanzierung des Privatkonsums und des Staatsdefizits ausgeglichen hätte. Er verweist darauf, dass die Maßnahmen zur Rettung des Finanzsektors die erforderliche Schrumpfung der Finanzmärkte bisher verhinderten und eine neue Blase vorbereiten. Die zahlreichen Konjunkturprogramme haben zwar einen tieferen Absturz der Wirtschaft verhindert. Aber dadurch ist der erforderliche Abbau der Überkapazitäten noch nicht vollständig erfolgt, so dass die weitere Entwicklung abgewartet werden muss.

In dem Überblick über neue Erkenntnisse und neue Fragen zu „Gehirn und Philosophie“ setzt Fritz Gött seine Berichterstattung über naturwissen­schaftliche Entwicklungen fort. Diesmal befasst er sich mit den Fortschrit­ten auf dem Gebiet der Hirnforschung und den Fragen, die sich daraus für das Verhältnis von Unterbewusstsein und Willensfreiheit sowie das gesell­schaftliche Dasein der Menschen ergeben.

Abschließend bitten wir noch um Nachsicht, dass die vorige AzD Nr. 77 versehentlich als Jahrgang 2007 statt als Jahrgang 2008 erschienen ist.