Marxsche Krisentheorie

Von Erwin Maurer

Vorwort

Die aktuelle Finanz- und Weltmarktkrise, ihr Verlauf seit 2007 und das lange Leugnen vieler „Experten“, dass die Krise des Finanzmarktes auch die reale Wirtschaft erfasst hat, waren der Anlass, mich erneut mit den Ausführungen von Marx zu Formen und Inhalten der kapitalistischen Krisen zu beschäftigen. Als Ergebnis dieser Beschäftigung habe ich im Folgenden versucht einmal zusammenzufassen, was Marx selbst zu Form und Inhalt der immer wieder auftretenden Krisen der kapitalistischen Wirtschaft sagt:

Verwandlung der Möglichkeit der Krisen zur Wirklichkeit – die Formen der Krise

Im Band 1 des „Kapital“ (Kapitel: Geld und Warenzirkulation) macht Marx zwei Bemerkungen zur kapitalistischen Krise:

„Die Zirkulation sprengt die zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken des Produktenaustausches ebendadurch, daß sie die hier vorhandne unmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet. Daß die selbständig einander gegenübertretenden Prozesse eine innere Einheit bilden, heißt ebensosehr, daß ihre innere Einheit sich in äußeren Gegensätzen bewegt. Geht die äußerliche Verselbständigung der innerlich Unselbständigen, weil einander ergänzenden, bis zu einem gewissen Punkt fort, so macht sich die Einheit gewaltsam geltend durch eine – Krise. Der der Ware immanente Gegensatz von Gebrauchswert und Wert, von Privatarbeit, die sich zugleich als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit darstellen muß, von besondrer konkreter Arbeit, die zugleich nur als abstrakt allgemeine Arbeit gilt, von Personifizierung der Sache und Versachlichung der Personen – dieser immanente Widerspruch erhält in den Gegensätzen der Warenmetamorphose seine entwickelten Bewegungsformen. Diese Formen schließen daher die Möglichkeit, aber auch nur die Möglichkeit der Krisen ein. Die Entwicklung dieser Möglichkeit zur Wirklichkeit erfordert einen Umkreis von Verhältnissen, die vom Standpunkt der einfachen Warenzirkulation noch gar nicht existieren.

Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des Zirkulationsmittels.“ [1]

Also: In der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel und dem möglichen Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf in der Warenzirkulation ist die Möglichkeit der Krise bereits angelegt, aber eben nur die Möglichkeit!

„Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel schließt einen unvermittelten Widerspruch ein. Soweit sich die Zahlungen ausgleichen, funktioniert es nur ideell als Rechengeld oder Maß der Werte. Soweit wirkliche Zahlung zu verrichten, tritt es nicht als Zirkulationsmittel auf, als nur verschwindende und vermittelnde Form des Stoffwechsels, sondern als die individuelle Inkarnation der gesellschaftlichen Arbeit, selbständiges Dasein des Tauschwerts, absolute Ware. Dieser Widerspruch eklatiert in dem Moment der Produktions- und Handelskrisen, der Geldkrise heißt. Sie ereignet sich nur, wo die prozessierende Kette der Zahlungen und ein künstliches System ihrer Ausgleichung völlig entwickelt sind.“ [2]

In der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel ist also eine weitere Form der Krise angelegt.

Diese Form ist bereits weiter entwickelt, als die Form der Krise, die aus dem möglichen Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf entspringt.

Beide Formen zeigen nur, dass die Möglichkeit von Krisen vorhanden sind, aber noch nicht, dass die Krisen wirklich sind, dass sie existieren.

Auch ist, wenn die Form der Krisen festgestellt ist, noch nichts über ihren Inhalt gesagt.

Die Frage stellt sich, warum es überhaupt notwendig ist, sich mit den Formen der Krisen auseinanderzusetzen?

Was haben die Formen der Krisen mit der Erklärung der Krisen – mit ihrem Inhalt – zu tun?

Wie ist der Inhalt der Krisen zu begründen, wenn er nicht mit ihrer Form zusammen fällt?

Entweder die bürgerlichen Ökonomen leugnen den krisenhaften Verlauf der kapitalistischen Produktionsweise überhaupt oder, wenn die Krise zur Tatsache geworden ist, wehren sie sich dagegen, die Krise aus den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise zu erklären.

Wer zum Beispiel leugnet, dass Kauf und Verkauf in der Warenzirkulation auseinander fallen können, der leugnet diese Form der Krise und mit dieser möglichen Form auch die Krise selbst.

Wer z. B. (wie Ricardo) nur die Überproduktion von Waren in einzelnen Produktionszweigen anerkennt (weil dies die notwendige Grundlage des Ausgleichsprozesses zur allgemeinen Profitrate ist) und somit Verteilungskrisen – bei Verletzung der Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise – für möglich erachtet, der lehnt es ab, die Krise aus den allgemeinen Gesetzen der kapitalistischen Produktionsweise heraus zu erklären.

Die Möglichkeit einer allgemeinen Überproduktion, sowohl von Waren als auch von Kapital, wird geleugnet, und die Krisen werden aus dem Zufall erklärt.

Andererseits besteht die Gefahr, die Krisen aus den Formen selbst zu erklären, d. h. die Form der Krise, wie sie real erscheint (z. B. das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf), mit dem Inhalt der Krise zu verwechseln oder Form und Inhalt in eins zu setzen.

Marx geht auf diese Ökonomen unter Anderem in den „Theorien über den Mehrwert“ ein.

Er sagt:

„Nicht besser sind übrigens die Ökonomen (wie J. St. Mill z. B.), die die Krisen aus diesen einfachen, in der Metamorphose der Waren enthaltnen Möglichkeiten [3] der Krise – wie in der Trennung von Kauf und Verkauf – erklären wollen. Diese Bestimmungen, die die Möglichkeit der Krisen erklären, erklären noch lange nicht ihre Wirklichkeit, noch nicht, warum die Phasen des Prozesses in solchen Konflikt treten, daß nur durch eine Krise, durch einen gewaltsamen Prozeß, ihre innere Einheit sich geltend machen kann. Diese Trennung erscheint in der Krise; es ist die Elementarform derselben. Die Krise aus dieser ihrer Elementarform erklären heißt die Existenz der Krise dadurch erklären, daß man ihr Dasein in seiner abstraktesten Form ausspricht, also die Krise durch die Krise erklären.“ [4]

Im weiteren Verlauf seiner Kritik an Ricardos Akkumulationstheorie – soweit es die Krisen betrifft – kommt Marx zu folgenden Ergebnissen:

Er stellt fest, dass die abstrakteste Form der Krise ohne Inhalt zwar Voraussetzung der Krise ist, aber noch nicht erklärt, warum die Krise wird.

Marx sagt:

„Und weiter ist Krise nichts als die gewaltsame Geltendmachung der Einheit von Phasen des Produktionsprozesses, die sich gegeneinander verselbständigt haben.

Allgemeine, abstrakte Möglichkeit der Krise – heißt nichts, als die abstrakteste Form der Krise, ohne Inhalt, ohne inhaltsvolles Motiv derselben. (…) Wodurch aber diese Möglichkeit der Krise zur Krise wird, ist nicht in dieser Form selbst enthalten; es ist nur darin enthalten, daß die Form für eine Krise da ist.“ [5]

Umgekehrt kann aber auch keine Krise sein, ohne dass sie diese Formen annimmt.

Marx sagt:

Unter allen Umständen: Wenn Kauf und Verkauf sich nicht gegeneinander festsetzen und daher nicht gewaltsam ausgeglichen werden müssen – anderseits, wenn das Geld als Zahlungsmittel so funktioniert, daß diese Forderungen sich aufheben, also nicht der in Geld als Zahlungsmittel an sich vorhandene Widerspruch sich verwirklicht -, diese beiden abstrakten Formen der Krise also nicht realiter als solche erscheinen, existiert keine Krise. Es kann keine Krise existieren, ohne daß Kauf und Verkauf sich voneinander trennen und in Widerspruch treten oder daß die im Geld als Zahlungsmittel erhaltenen Widersprüche erscheinen, ohne daß also die Krise zugleich in der einfachen Form – dem Widerspruch von Kauf und Verkauf, dem Widerspruch des Gelds als Zahlungsmittel – hervortritt.“ [6]

Wenn Marx also feststellt, dass diese beiden abstrakten Formen unabdingbar für die wirklichen Krisen sind, ohne dass damit bereits ein „begründeter Inhalt“ [7] gegeben sei, so stellt sich die Frage: Woher und wie dieser Inhalt zu begründen ist?

Klar ist, dass die einfache Geld- und Warenzirkulation und die Zirkulation des Geldes als Zahlungsmittel vorkommen, lange bevor die kapitalistische Produktion und damit die kapitalistischen Krisen vorkommen.

Weiter ist klar, dass bei Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise, die in der Waren- und Geldzirkulation entwickelten Widersprüche sich selbst im Kapital reproduzieren, da „in der Tat nur auf Grundlage des Kapitals entwickelte Warenzirkulation und Geldzirkulation stattfindet.“ [8]

Daraus folgert Marx, dass die kapitalistischen Krisen nur aus der realen Bewegung des Kapitals zu entwickeln sind.

Er sagt:

„Es handelt sich aber nun darum, die weitere Entwicklung der potentia Krisis (möglichen Krise d. V.) – die reale Krisis kann nur aus der realen Bewegung der kapitalistischen Produktion, Konkurrenz und Kredit, dargestellt werden – zu verfolgen, soweit sie aus den Formbestimmungen des Kapitals hervorgeht, die ihm als Kapital eigentümlich und nicht in seinem bloßen Dasein als Ware und Geld eingeschlossen sind.“ [9]

Was sind nun diese dem Kapital selbst eigentümlichen Formbestimmungen?

Eine dieser eigentümlichen Formbestimmungen ist der Zirkulations- oder Reproduktionsprozess des Kapitals selbst. Dieser Gesamtreproduktionsprozess des Kapitals besteht als Einheit von Produktionsphase und Zirkulationsphase.

In der möglichen Trennung und gewaltsamen Wiederherstellung der Einheit dieser Phasen „ist eine weiter entwickelte Möglichkeit oder abstrakte Form der Krise“ [10] vorhanden.

Zum Beispiel kann eine Krise entstehen: Bei der Rückverwandlung des produzierten Werts in produktives Kapital oder durch Wertveränderung in den Elementen des produktiven Kapitals (z. B. bei Rohstoffen).

Warum dies so ist, wird deutlich, betrachtet man den Zirkulationsprozess des Kapitals in der Formel:

G (Geld) – W (Ware) < PM (Produktionsmittel)
AK (Arbeitskraft)
…P (Produktion) …W‘ (Ware +) – G‘ (Geld +)

Bei Stockung in einer der Phasen oder bei Veränderungen des Werts von Teilen des Kapitals, während des Zirkulationsprozesses kann die Reproduktion des Kapitals gefährdet sein oder sie wird nur auf kleinerer Stufenleiter möglich.

Mit dem möglichen Auseinanderfallen des kapitalistischen Reproduktionsprozesses ist nur eine weitere Form der Krise benannt. Diese Form ist zwar schon weitaus realistischer als die abstrakten Formen der einfachen Warenproduktion, aber die Frage nach dem Inhalt der Krise beantwortet sie nicht!

Marx selbst verweist dazu in den „Theorien über den Mehrwert“ auf das Kapitel „Kapital und Profit“ im Band 3 des „Kapital“.

Im Anschluss an die Bemerkung, dass die Entwicklung der möglichen Krise in den Formbestimmungen des Kapitals zu verfolgen ist, soweit diese dem Kapital eigentümlich sind, sagt er:

„Der bloße Produktionsprozeß (unmittelbare) des Kapitals kann an sich hier nichts Neues zufügen. Damit er überhaupt existiert, sind seine Bedingungen unterstellt. Daher in dem ersten Abschnitt über das Kapital – den unmittelbaren Produktionsprozeß – kein neues Element der Krise hinzukömmt. An sich ist es in ihm enthalten, weil der Produktionsprozeß Aneignung und daher Produktion von Mehrwert. Aber in dem Produktionsprozeß selbst kann dies nicht erscheinen, weil in ihm nicht die Rede von der Realisierung des nicht nur reproduzierten Werts, sondern Mehrwerts.

Hervortreten kann die Sache erst im Zirkulationsprozeß, der an und für sich zugleich Reproduktionsprozeß.

Es ist hier ferner zu bemerken, daß wir den Zirkulationsprozeß oder Reproduktionsprozeß darstellen müssen, bevor wir das fertige Kapital – Kapital und Profit – dargestellt haben, da wir darzustellen haben, nicht nur wie das Kapital produziert, sondern wie das Kapital produziert wird. Die wirkliche Bewegung aber geht aus von dem vorhandenen Kapital – die wirkliche Bewegung heißt die auf Grundlage der entwickelten, von sich selbst beginnenden, sich selbst voraussetzenden kapitalistischen Produktion. Der Reproduktionsprozeß und die in ihm weiter entwickelten Anlagen der Krisen werden daher unter dieser Rubrik selbst nur unvollständig dargestellt und bedürfen ihrer Ergänzung in dem Kapitel ‚Kapital und Profit‚“. [11]

Damit sind die Kapitel im 3. Band des „Kapital“ gemeint, in denen das Gesetz des „Tendenziellen Falls der Profitrate“ und die Entwicklung der aus diesem Gesetz entstehenden Widersprüche beschrieben sind.

Das Gesetz der kapitalistischen Akkumulation und des tendenziellen Falls der Profitrate

„Die Weltmarktkrisen“, sagt Marx, „müssen als die reale Zusammenfassung und gewaltsamen Ausgleichung aller Widersprüche der bürgerlichen Ökonomie gefaßt werden.“ [12]

Und dass:

„die reale Krisis nur aus der realen Bewegung der Kapitalistischen Produktion, Konkurrenz und Kredit, dargestellt werden (kann).“ [13]

Wird nun aber – vor der Darstellung der realen Krise – versucht, die Krisen im Allgemeinen aus dem kapitalistischen Charakter der Produktionsweise zu erklären, so muss zuallererst die Frage beantwortet werden, worin dieser kapitalistische Charakter besteht?

Im 1. Band des „Kapital“ im Kapitel „Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation“, beschreibt Marx die „differentia spezifica“ oder den kennzeichnenden Unterschied der kapitalistischen Produktion wie folgt:

„Arbeitskraft wird hier gekauft, nicht um durch ihren Dienst oder ihr Produkt die persönlichen Bedürfnisse des Käufers zu befriedigen. Sein Zweck ist Verwertung seines Kapitals, Produktion von Waren, die mehr Arbeit enthalten, als er zahlt, also einen Wertteil enthalten, der ihm nichts kostet und dennoch durch den Warenverkauf realisiert wird. Produktion von Mehrwert oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise. Nur soweit sie die Produktionsmittel als Kapital erhält, ihren eignen Wert als Kapital reproduziert und in unbezahlter Arbeit eine Quelle von Zuschußkapital liefert, ist die Arbeitskraft verkaufbar.“ [14]

In diesem Zitat sind zwei wesentliche Momente der kapitalistischen Produktionsweise angesprochen:

Es ist letztendlich nicht die Produktion von Gebrauchswerten der Zweck und das Motiv der kapitalistischen Produktionsweise, sondern einzig und allein die Produktion von Mehrwert, die Verwertung des eingesetzten bzw. vorgeschossenen Werts.

Die Arbeiter können nur als Konsumenten eines Teils des von ihnen geschaffenen Produkts auftreten, soweit sie gleichzeitig ein Mehrprodukt bzw. einen Mehrwert produzieren, der dem Zweck und Motiv des Kapitals entspricht, also damit eine bestimmte Verwertung dieses Kapitals garantiert.

Weiter ist die Frage zu stellen, mit welchen Mitteln das Kapital diese Plusmacherei, die Verwertung des Werts, erreicht?

Die von Marx beschriebenen Methoden zur Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts sind hinreichend bekannt bzw. sind im 1. Band des „Kapital“ ausführlich beschrieben, wie

  • Verlängerung des Arbeitstages,
  • Intensivierung der Arbeit,
  • Steigerung der Produktivkraft der Arbeit.

Die Konsequenzen für die Arbeiter, bei der Anwendung dieser Mittel durch das Kapital, hat Marx im allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation beschrieben.

Die Erweiterung der kapitalistischen Produktion und damit die Vermehrung der Mehrwert produzierenden Bevölkerung einerseits, bei gleichzeitiger Steigerung der Produktivkraft, die wiederum zur Überflüssigmachung der beschäftigten Arbeiterbevölkerung und zur Bildung einer industriellen Reservearmee führt.

Innerhalb des Rahmens der Akkumulationsbewegung des Kapitals wird letztendlich die Lohnrate bestimmt, und damit auch die Reproduktionsbedingungen der Arbeiterbevölkerung. Die Lohnrate bzw. Lohnhöhe wird im Wesentlichen geregelt durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage der Ware Arbeitskraft. Die Größe der individuellen Reservearmee und ihre Bewegung zeigt genau dieses Verhältnis von Angebot und Nachfrage an. Dieses Verhältnis ist letztendlich abhängig von der Akkumulation des Kapitals.

Das Verhältnis zwischen Kapital, Akkumulation und Lohnrate beschreibt Marx wie folgt:

„Das Verhältnis zwischen Kapital, Akkumulation und Lohnrate ist nichts als das Verhältnis zwischen der unbezahlten, in Kapital verwandelten Arbeit und der zur Bewegung des Zusatzkapitals erforderlichen zuschüssigen Arbeit. Es ist also keineswegs ein Verhältnis zweier voneinander unabhängiger Größen, einerseits der Größe des Kapitals, andrerseits der Zahl der Arbeiterbevölkerung, es ist vielmehr in letzter Instanz nur das Verhältnis zwischen der unbezahlten und der bezahlten Arbeit derselben Arbeiterbevölkerung. Wächst die Menge der von der Arbeiterklasse gelieferten und von der Kapitalistenklasse akkumulierten, unbezahlten Arbeit rasch genug, um nur durch einen außergewöhnlichen Zuschuß bezahlter Arbeit sich in Kapital verwandeln zu können, so steigt der Lohn, und alles andre gleichgesetzt, nimmt die unbezahlte Arbeit im Verhältnis ab. Sobald aber diese Abnahme den Punkt berührt, wo die das Kapital ernährende Mehrarbeit nicht mehr in normaler Menge angeboten wird, so tritt eine Reaktion ein: ein geringerer Teil der Revenue wird kapitalisiert, die Akkumulation erlahmt, und die steigende Lohnbewegung empfängt einen Gegenschlag. Die Erhöhung des Arbeitspreises bleibt also eingebannt in Grenzen, die die Grundlagen des kapitalistischen Systems nicht nur unangetastet lassen, sondern auch seine Reproduktion auf wachsender Stufenleiter sichern. [15]

Konkreter betrachtet ist es aber nicht direkt das Verhältnis von bezahlter zu unbezahlter Arbeit, (also der Mehrwertrate m‘) an dem der Kapitalist den Verwertungsgrad seines Kapitals misst, sondern er misst den Verwertungsgrad seines Kapitals an der Profitrate.

Den Kapitalisten interessiert nicht in welchem Verhältnis der Mehrwert bzw. der Profit zu dem in Löhnen vorgeschossenen Teils des Kapitals steht, sondern in welchem Verhältnis sich sein Gesamtkapital verwertet.

Daher ist auch „Die Profitrate (…) die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion, und es wird nur produziert, was und soweit es mit Profit produziert werden kann.“ [16]

Die Profitrate (p‘) drückt das Verhältnis des Mehrwerts oder Profits (m) zum vorgeschossenen Gesamtkapital (c + v = C) aus:

P‘ =

m


c + v

=

m


C

Bei gegebenem Arbeitstag, Arbeitslohn und gegebener Mehrwertrate (M‘ = m/v = 100 %) hängt die Profitrate von der Größe des konstanten Kapitals ab, das von einer gegebenen Arbeiterzahl in Bewegung gesetzt wird, z. B. wenn:

Konstantes
Kapital (c)

Variables
Kapital (v)

Gesamtkapital (C)

Mehrwert (m)

Profitrate (p‘)

50

100

150

100

66 2/3 %

200

100

300

100

33 1/3 %

400

100

500

100

20 %

Daraus ergibt sich:

Dieselbe Rate des Mehrwerts (hier = 100 %) wird in einer fallenden Profitrate ausgedrückt, wenn die oben dargestellte Reihe, die konkrete Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise widerspiegelt.

Wir wissen, dass das Verhältnis der angewandten Produktionsmittel zu der zu ihrer Anwendung notwendigen Arbeitskraft in verschiedenen Produktionszweigen nicht gleich ist.

Dieses unterschiedliche Verhältnis – von Marx auch als unterschiedliche organische Zusammensetzung des Kapitals bezeichnet – ist ein wesentlicher Ausdruck für den Stand der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in diesen verschiedenen Produktionszweigen.

Weiter wissen wir, dass diese unterschiedlichen Profitraten der verschiedenen Produktionszweige, durch die Konkurrenz der Kapitale untereinander, zu einer allgemeinen Profitrate ausgeglichen werden.

Die Steigerung der Produktivkraft der Arbeit stellt sich in der kapitalistischen Produktionsweise so dar, dass dieselben oder gar weniger Arbeiter fähig sind, eine größere Masse Produktionsmittel (z. B. Maschinerie) in Bewegung zu setzen, um damit mehr Rohstoffe zu verarbeiten.

Diese Entwicklung stellt sich für das Kapital so dar, dass das konstante Kapital (und dort vor allem das fixe Kapital) im Verhältnis zum variablen Kapital immer größer wird.

Findet nun eine Steigerung der Produktivkraft der Arbeit in allen oder in den meisten Produktionszweigen statt, so muss auch die allgemeine Profitrate von dieser Entwicklung betroffen sein.

Da die durchschnittliche organische Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals – also das Verhältnis des konstanten (in Maschinerie und Rohstoffen ausgelegten) Teils des Kapitals zum variablen (in Arbeitslöhnen ausgelegten) Teil – sich im Verlauf mehrerer Jahre durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit erhöht, muss sich diese Steigerung der Produktivkraft der Arbeit umgekehrt in einer fallenden allgemeinen Profitrate ausdrücken.

Marx fasst diese Entwicklung wie folgt zusammen:

„Die progressive Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit.“ [17]

Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate schließt aber keinesfalls aus, dass die Masse der vom gesellschaftlichen Gesamtkapital in Bewegung gesetzten und ausgebeuteten Arbeit wächst.

Ebenso wenig ist damit ausgeschlossen, dass der vom Kapital angeeignete Mehrwert wächst, selbst wenn Länge und Intensität des Arbeitstags, sowie der Arbeitslohn und das Verhältnis von notwendiger Arbeit zur Mehrarbeit unverändert bleiben. Das kommt daher, dass nicht die in Bewegung gesetzte Arbeit absolut weniger wird, sondern nur im Verhältnis zum konstanten Kapital.

Das variable Kapital steigt langsamer als das konstante Kapital und nimmt daher relativ zu diesem ab, obwohl es selbst dabei absolut noch steigen kann.

Marx sagt:

„Die Anzahl der vom Kapital angewandten Arbeiter, also die absolute Masse der von ihm in Bewegung gesetzten Arbeit, daher die absolute Masse der von ihm aufgesaugten Mehrarbeit, daher die Masse des von ihm produzierten Mehrwerts, daher die absolute Masse des von ihm produzierten Profits kann also wachsen, und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies kann nicht nur der Fall sein. Es muss der Fall sein – vorübergehende Schwankungen abgerechnet – auf Basis der kapitalistischen Produktion.“ [18]

Dass die Profitmasse nicht nur steigen kann, sondern steigen muss, liegt daran, dass „der kapitalistische Produktionsprozeß wesentlich zugleich Akkumulationsprozeß (ist).“ [19]

Die Steigerung der Produktivkraft der Arbeit führt nicht nur dazu, dass ein immer größerer Wertteil des Kapitals einfach reproduziert bzw. erhalten werden muss. In viel größerem Maße noch als der Wert des konstanten Kapitals wird durch diesen Prozess die Masse der Gebrauchswerte gesteigert – wovon die Maschinen, die Produktionsmittel, ein Teil sind. Die zusätzlich erforderlichen Arbeiter, die benötigt werden, um diese zusätzlichen Produktionsmittel in Kapital zu verwandeln, hängen nicht ab vom Wert des konstanten Kapitals, sondern von seinem Gebrauchswert.

Die Akkumulationsbewegung des Kapitals führt also dazu, immer mehr Arbeiter nachzufragen.

Umgekehrt wird diese Nachfrage durch den gleichen Akkumulationsprozess abgeschwächt oder sogar beseitigt. Durch die Anwendung der Methoden, die den relativen Mehrwert schaffen und erhöhen, wird gleichzeitig eine künstliche, relative Arbeiterübervölkerung geschaffen.

Beide Erscheinungen – Steigerung der Nachfrage nach Arbeitern, bei gleichzeitigem überzählig machen derselben – sind Ergebnis derselben Akkumulationsbewegung und der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit.

Marx sagt:

„Im Fortschritt des Produktions- und Akkumulationsprozesses muss also die Masse der aneignungsfähigen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen. Aber dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation steigern, mit der Masse, den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Progression rascher als den des variablen, gegen lebendige Arbeit umgesetzten Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also für das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate.“ [20]

Die Frage, in welcher Form sich dies „zwieschlächtige Gesetz“ darstellen muss, wäre nun als nächstes zu beantworten.

Marx beantwortet diese Frage wie folgt:

„Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibe, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals fällt, muß das Gesamtkapital in stärkrem Verhältnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals fällt. Es muß so sehr wachsen, daß es in seiner neuen Zusammensetzung nicht nur den alten variablen Kapitalteil, sondern noch mehr als diesen zum Ankauf von Arbeitskraft bedarf.“ [21]

Zur Illustration hier ein Rechenbeispiel:

Ein Kapital von 1.000.000 bei einer Profitrate p‘ = 40 % ergibt 400.000 Profitmasse. Fällt die Profitrate p‘ auf 8 %, muss das Gesamtkapital auf das 5-fache steigen, wenn die Profitmasse gleich bleiben soll: Fall p‘ = 40/8 = 5.

Das heißt, bei sonst gleichen Bedingungen wirft ein Kapital C von 5.000.000 bei einer Profitrate p‘ = 8 % auch eine Profitmasse von 400.000 ab. Das heißt weiter, dass wenn die Profitmasse absolut steigen soll, das Gesamtkapital um mehr als das 5-fache steigen muss.

Allgemeiner ausgedrückt heißt das:

Diese doppelseitige Wirkung (Tendenz zum Fall der Profitrate bei gleichzeitigem Wachstum der absoluten Profitmasse) kann sich nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt.

Hieraus folgt natürlich auch, dass im Verlauf der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise eine immer größere Kapitalmenge benötigt wird, um dieselbe oder eine wachsende Arbeitskraft zu beschäftigen.

Somit zeigt im Verlauf der Entwicklung auch dieses Gesetz, dass die steigende Produktivkraft der Arbeit auf kapitalistischer Grundlage mit Notwendigkeit eine permanente scheinbare Übervölkerung erzeugt.

Wenn man nun die enorme Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit seit Bestehen der kapitalistischen Produktionsweise betrachtet, stellt sich die Frage, warum der Kapitalismus auf Grundlage des Gesetzes des tendenziellen Falls der Profitrate nicht schon längst zusammengebrochen ist.

Schon Marx hat diese Frage aufgeworfen und gesagt, dass an die Stelle der Schwierigkeit, welche die Ökonomen vor ihm beschäftigt hatte – nämlich den Fall der Profitrate zu erklären -, die umgekehrte Schwierigkeit getreten sei, nämlich zu erklären, warum dieser Fall nicht größer und rascher ist.

Die vorhandenen, dem Fall der Profitrate entgegenwirkenden Ursachen sind es, die diesem Gesetz erst den Charakter einer Tendenz geben, weshalb Marx den Fall der Profitrate als einen tendenziellen Fall bezeichnet.

Als allgemeinste dieser entgegenwirkenden Ursachen beschreibt Marx die Erhöhung des Exploitationsgrades der Arbeit. Die Profitmasse kann nicht nur durch Steigerung der Arbeiterzahl erhöht werden, sondern auch durch Erhöhung der Ausbeutungsrate. Dieselben Gesetze, die die Profitrate fallen lassen, erhöhen die Ausbeutungsrate. Aber die Erhöhung der Ausbeutungsrate kann den Fall der Profitrate nicht insgesamt kompensieren, da die tägliche Mehrarbeitszeit nur in begrenztem Rahmen ausgedehnt werden kann. Die Steigerung der Ausbeutungsrate bewirkt aber, dass der Fall der Profitrate langsamer wird, dass er zur Tendenz wird:

  1. Das Herunterdrücken des Arbeitslohns unter seinen Wert.
    Marx bezeichnet dies als eine der bedeutendsten Ursachen, obwohl es mit der allgemeinen Analyse des Kapitals nichts zu tun hat.
  2. Die „Verwohlfeilerung“ der Elemente des konstanten Kapitals.
    Wenn der Wert des konstanten Kapitals sinkt, weil wegen der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit Maschinen und Rohstoffe billiger eingekauft werden können, dann ist klar, dass dadurch die Profitrate steigen muss, bei gleich bleibendem Mehrwert.

Im Weiteren zählt Marx noch zu den entgegenwirkenden Ursachen:

  1. Die relative Überbevölkerung.
    Sie führt dazu, dass in bestimmten (meist rückständigen oder neuen) Branchen die Produktivität niedrig bleibt, weil es genügend Arbeitskräfte auf dem Markt gibt.
  2. Den auswärtigen Handel.
    Soweit der Außenhandel die Waren, die als konstantes oder variables Kapital im Inland dienen, verbilligt, wirkt er steigernd auf die Profitrate. Außerdem können wegen der anderen Produktionsbedingungen oft höhere Profitraten mit den im Ausland angelegten Kapitalen erzielt werden, was auch die Profitraten im Inland rückwirkend erhöhen kann. Zu guter letzt fördert der Außenhandel die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise im Inland, erhöht die Kapitalzusammensetzung und fördert die Kapitalakkumulation. Diese wiederum produziert auf der anderen Seite die Überproduktion in Bezug auf das Ausland, was im weiteren Verlauf auch zu entgegen gesetzten Wirkungen führt.
  3. Die Zunahme des Aktienkapitals.
    Dieser Punkt kann heute sicherlich nicht mehr als entgegenwirkende Ursache betrachtet werden, da man das Aktienkapital bei der Berechnung der Durchschnittsprofitrate nicht mehr ignorieren kann, wie dieses Mitte des 19. Jahrhunderts noch möglich war.

Marx selbst fasst das Ganze wie folgt zusammen:

„Und so hat sich denn im allgemeinen gezeigt, daß dieselben Ursachen, die das Fallen der allgemeinen Profitrate hervorbringen, Gegenwirkungen hervorrufen, die diesen Fall hemmen, verlangsamen und teilweise paralysieren. Sie heben das Gesetz nicht auf, schwächen aber seine Wirkung ab. Ohne das wäre nicht das Fallen der allgemeinen Profitrate unbegreiflich, sondern umgekehrt die relative Langsamkeit dieses Falls. So wirkt das Gesetz nur als Tendenz, dessen Wirkung nur unter bestimmten Umständen und im Verlauf langer Perioden schlagend hervortritt.“ [22]

Um aber die Krisen im Allgemeinen aus dem kapitalistischen Charakter der Produktionsweise zu erklären, ist es notwendig, die Widersprüche, die durch das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate hervorgebracht werden, ebenso genauer zu betrachten, wie die Form, in der sich diese Widersprüche bewegen.

Marx selbst beschreibt die Entfaltung der inneren Widersprüche des Gesetzes im Kapitel 15 des 3. Band des „Kapital“.

Entfaltung der inneren Widersprüche des Gesetzes des tendenziellen Falls der Profitrate und Darstellung der kapitalistischen Krisen – Konflikt zwischen Ausdehnung der Produktion und Verwertung

Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise fällt die Rate des Profits, während seine Masse mit der zunehmenden Masse des angewandten Kapitals steigt. Dies hängt mit der Entwicklung der Produktivkräfte zusammen.

In der kapitalistischen Produktion zeigt sich die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft doppelt:

  • In der Größe der schon produzierten Produktivkräfte, dem Wert- und Massenumfang der Produktionsbedingungen, der absoluten Größe des schon akkumulierten produktiven Kapitals.
  • In der relativen Kleinheit der zur Reproduktion und Verwertung dieses Kapitals notwendigen angewandten lebendigen Arbeit.

Auch bei der durch das Kapital angewandten Arbeit zeigt sich die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte in zweifacher Weise:

  • Durch die Vermehrung der Mehrarbeit und das Steigen der Mehrwertrate.
  • Durch die Verringerung der Anzahl der Arbeiter im Verhältnis zum gegebenen Kapital.

Dies sind die verschiedenen Erscheinungen, worin sich dasselbe Gesetz ausdrückt:

Masse des Mehrwerts (M) = Mehrwertrate (m‘) x Variables Kapital (v)

Aber die Kompensation der Verringerung der Arbeiterzahl durch die Erhöhung der Mehrwertrate hat ihre nicht überschreitbare Grenze durch die Länge des Arbeitstages (z. B. können 2 Arbeiter à 12 Std. = 24 Std. Mehrarbeit liefern, während 24 Arbeiter à 2 Std. = 48 Std. Mehrarbeit liefern).

Unter Akkumulationsbedingungen stellt sich das Ganze so dar:

  • Die Profitrate kann Fallen, obwohl die Masse des Profits mit zunehmender Masse des angewandten Kapitals wächst.
  • Mit gegebener Profitrate hängt die absolute Masse, mit der das Kapital wächst, von der vorhandenen Größe des Kapitals ab.
  • Aber bei gegebener Größe des Kapitals ist die Rate des Wachstums des Kapitals abhängig von der Profitrate.

Es gibt direkte und indirekte Wirkungen auf die Vermehrung des vorhandenen Kapitalwerts durch die Entwicklung der Produktivkraft.

Marx beschreibt dies wie folgt:

„Direkt kann die Steigerung der Produktivkraft (die außerdem, wie erwähnt, stets mit Entwertung des vorhandnen Kapitals Hand in Hand geht) die Wertgröße des Kapitals nur vermehren, wenn sie durch Erhöhung der Profitrate den Wertteil des jährlichen Produkts vermehrt, der in Kapital rückverwandelt wird. Soweit die Produktivkraft der Arbeit in Betracht kommt, kann dies nur geschehn (denn diese Produktivkraft hat direkt nichts zu tun mit dem Wert des vorhandnen Kapitals), soweit dadurch entweder der relative Mehrwert erhöht oder der Wert des konstanten Kapitals vermindert wird, also die Waren verwohlfeilert werden, die entweder in die Reproduktion der Arbeitskraft oder in die Elemente des konstanten Kapitals eingehn“. [23]

„Aber indirekt trägt die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit bei zur Vermehrung des vorhandnen Kapitalwerts, indem sie die Masse und Mannigfaltigkeit der Gebrauchswerte vermehrt, worin sich derselbe Tauschwert darstellt, und die das materielle Substrat, die sachlichen Elemente des Kapitals bilden, die stofflichen Gegenstände, woraus das konstante Kapital direkt und das variable wenigstens indirekt besteht. Mit demselben Kapital und derselben Arbeit werden mehr Dinge geschaffen, die in Kapital verwandelt werden können, abgesehn von ihrem Tauschwert. Dinge, die dazu dienen können, zusätzliche Arbeit einzusaugen, also auch zusätzliche Mehrarbeit, und so zusätzliches Kapital zu bilden. Die Masse Arbeit, die das Kapital kommandieren kann, hängt nicht ab von seinem Wert, sondern von der Masse der Roh- und Hilfsstoffe, der Maschinerie und Elemente des fixen Kapitals, der Lebensmittel, woraus es zusammengesetzt ist, was immer deren Wert sei. Indem damit die Masse der angewandten Arbeit, also auch Mehrarbeit, wächst, wächst auch der Wert des reproduzierten Kapitals und der ihm neu zugesetzte Surpluswert“. [24]

Aber diese im Akkumulationsprozess eingeschlossenen Momente laufen nicht konfliktfrei, nicht ohne Widerspruch ab, da die verschiedenen gegenläufigen Tendenzen gleichzeitig wirken.

Marx sagt:

„Diese verschiednen Einflüsse machen sich bald mehr nebeneinander im Raum, bald mehr nacheinander in der Zeit geltend; periodisch macht sich der Konflikt der widerstreitenden Agentien in Krisen Luft. Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame Lösungen der vorhandnen Widersprüche, gewaltsame Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für den Augenblick wiederherstellen.“ [25]

Die Frage stellt sich nun, wodurch und durch was diese allgemeinen Krisen der kapitalistischen Produktionsweise bedingt sind und warum sie im Allgemeinen immer wieder ausgelöst werden?

Überfluss an Kapital bei Überfluss an Bevölkerung

Mit dem Fall der Profitrate wächst das Kapitalminimum, das in der Hand des einzelnen Kapitalisten notwendig angewandt werden muss.

Zum einen, weil der Kapitalist bei gesunkener Profitrate mehr Arbeiter ausbeuten muss, um selbst von der Mehrarbeit zu leben und sein Kapital noch vermehren zu können.

Zum anderen, weil bei entwickelter Produktivkraft erst ab einer bestimmten Durchschnittsgröße eine Fabrik auch mit durchschnittlicher Produktivität arbeitet bzw. die durchschnittliche, gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit anwenden kann, was zu weiterer Konzentration des Kapitals führt.

Die sich daraus ergebenden Bedingungen beschreibt Marx so:

„Und gleichzeitig wächst die Konzentration, weil jenseits gewisser Grenzen großes Kapital mit kleiner Profitrate rascher akkumuliert als kleines mit großer. Diese wachsende Konzentration führt ihrerseits wieder auf einer gewissen Höhe einen neuen Fall der Profitrate herbei. Die Masse der kleinen zersplitterten Kapitale wird dadurch auf die Bahn der Abenteuer gedrängt: Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwindel, Krisen. Die sog. Plethora (Überfluss d. V.) des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf die Plethora von Kapital, für das der Fall der Profitrate nicht durch seine Masse aufgewogen wird – und dies sind immer die neu sich bildenden frischen Kapitalableger – oder auf die Plethora, welche diese, für sich selbst zur eignen Aktion unfähigen Kapitale den Leitern der großen Geschäftszweige in der Form des Kredits zur Verfügung stellt. Diese Plethora des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung hervorrufen, und ist daher eine diese letztre ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehn, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der andren Seite.

Überproduktion von Kapital, nicht von einzelnen Waren – obgleich die Überproduktion von Kapital stets Überproduktion von Waren einschließt -, heißt daher weiter nichts als Überakkumulation von Kapital.“ [26]

Um zu verstehen was diese „Überakkumulation von Kapital“ ist, setzt sie Marx absolut:

„Es wäre eine absolute Überproduktion von Kapital vorhanden, sobald das zusätzliche Kapital für den Zweck der kapitalistischen Produktion = 0. Der Zweck der kapitalistischen Produktion ist aber Verwertung des Kapitals, d. h. Aneignung von Mehrarbeit, Produktion von Mehrwert, von Profit. Sobald also das Kapital gewachsen wäre in einem Verhältnis zur Arbeiterbevölkerung, daß weder die absolute Arbeitszeit, die diese Bevölkerung liefert, ausgedehnt, noch die relative Mehrarbeitszeit erweitert werden könnte (das letztre wäre ohnehin nicht tubar in einem Fall, wo die Nachfrage nach Arbeit so stark, also Tendenz zum Steigen der Löhne); wo also das gewachsene Kapital nur ebensoviel oder selbst weniger Mehrwertsmasse produziert als vor seinem Wachstum, so fände eine absolute Überproduktion von Kapital statt; d. h., das gewachsene Kapital C + ΔC produzierte nicht mehr Profit, oder gar weniger Profit, als das Kapital C vor seiner Vermehrung durch ΔC.“ [27]

In der Wirklichkeit heißt das:

Ein Teil des Kapitals liegt brach. Seine Verwertung ist erst nach Verdrängung der fungierenden Kapitale möglich. Das andere (fungierende) Kapital verwertet sich zu niedrigerer Profitrate, wegen des Drucks des unbeschäftigten Kapitals.

Der Fall der Profitrate würde dabei nicht durch steigende Masse des Mehrwerts kompensiert. Diese Masse würde selbst fallen, da unter den vorhandenen Bedingungen weder die Anzahl der Arbeitskräfte noch die Mehrwertrate gesteigert werden könnte.

Die tatsächliche Entwertung der verschiedenen Kapitale findet nicht ohne Kampf statt. Die Profitrate sinkt dabei nicht wegen der Konkurrenz infolge der Überproduktion von Kapital, sondern umgekehrt, weil die gesunkene Profitrate und die Überproduktion von Kapital denselben Umständen entspringen, tritt der Konkurrenzkampf ein.

Marx sagt:

„Eine Brachlegung von einem Teil des alten Kapitals müßte unter allen Umständen stattfinden, eine Brachlegung in seiner Kapitaleigenschaft, soweit es als Kapital fungieren und sich verwerten soll. Welchen Teil diese Brachlegung besonders träfe, entschiede der Konkurrenzkampf. Solange alles gut geht, agiert die Konkurrenz, wie sich bei der Ausgleichung der allgemeinen Profitrate gezeigt, als praktische Brüderschaft der Kapitalistenklasse, so daß sie sich gemeinschaftlich, im Verhältnis zur Größe des von jedem eingesetzten Loses, in die gemeinschaftliche Beute teilt. Sobald es sich aber nicht mehr um Teilung des Profits handelt, sondern um Teilung des Verlustes, sucht jeder soviel wie möglich sein Quantum an demselben zu verringern und dem andern auf den Hals zu schieben. Der Verlust ist unvermeidlich für die Klasse. Wie viel aber jeder einzelne davon zu tragen, wieweit er überhaupt daran teilzunehmen hat, wird dann Frage der Macht und der List, und die Konkurrenz verwandelt sich dann in einen Kampf der feindlichen Brüder. Der Gegensatz zwischen dem Interesse jedes einzelnen Kapitalisten und dem der Kapitalistenklasse macht sich dann geltend, ebenso wie vorher die Identität dieser Interessen sich durch die Konkurrenz praktisch durchsetzte.“ [28]

Wie gleicht sich nun dieser Konflikt aus?

Wie oben formuliert, kann sich das Gleichgewicht nur durch Brachlegung und teilweise Vernichtung von Kapital in größerem oder kleinerem Umfang wieder herstellen.

Dies bezieht sich zum Teil auf Vernichtung des materiellen Kapitalbestandes bzw. der vorhandenen Kapitalsubstanz durch Stilllegung von Produktionsmitteln (sowohl fixes als auch zirkulierendes Kapital) oder gar durch Stilllegung ganzer Fabriken. Die Hauptwirkung hierbei wäre weniger die Kapitalvernichtung, sondern dass diese Produktionsmittel aufhörten, als Produktionsmittel zu fungieren.

Die Hauptzerstörung von Kapital findet dagegen mit Bezug auf das Kapital statt, soweit es Werteigenschaft hat, also bei den Kapitalwerten.

Marx beschreibt diesen Prozess der Zerstörung von Kapital wie folgt:

„Die Hauptzerstörung, und mit dem akutesten Charakter, fände statt mit Bezug auf das Kapital, soweit es Werteigenschaft besitzt, mit Bezug auf die Kapitalwerte. Der Teil des Kapitalwerts, der bloß in der Form von Anweisungen auf künftige Anteile am Mehrwert, am Profit steht, in der Tat lauter Schuldscheine auf die Produktion unter verschiednen Formen, wird sofort entwertet mit dem Fall der Einnahmen, auf die er berechnet ist. Ein Teil des baren Goldes und Silbers (d. h. Geld, d. V.) liegt brach, fungiert nicht als Kapital. Ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren kann seinen Zirkulations- und Reproduktionsprozeß nur vollziehn durch ungeheure Kontraktion seiner Preise, also durch Entwertung des Kapitals, das er darstellt. Ebenso werden die Elemente des fixen Kapitals mehr oder minder entwertet. Es kommt hinzu, daß bestimmte, vorausgesetzte Preisverhältnisse den Reproduktionsprozeß bedingen, dieser daher durch den allgemeinen Preisfall in Stockung und Verwirrung gerät. Diese Störung und Stockung paralysiert die mit der Entwicklung des Kapitals gleichzeitig gegebne, auf jenen vorausgesetzten Preisverhältnissen beruhende Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, unterbricht an hundert Stellen die Kette der Zahlungsobligationen an bestimmten Terminen, wird noch verschärft durch das damit gegebne Zusammenbrechen des gleichzeitig mit dem Kapital entwickelten Kreditsystems und führt so zu heftigen akuten Krisen, plötzlichen gewaltsamen Entwertungen und wirklicher Stockung und Störung des Reproduktionsprozesses und damit zu wirklicher Abnahme der Reproduktion.“ [29]

Gleichzeitig mit der Entwertung und Zerstörung von Kapital finden aber gegenläufige Prozesse statt, die ein neues Gleichgewicht schaffen und den profitablen Reproduktionsprozess des Kapitals in einem neuen Zyklus vorbereiten:

„Die Stockung der Produktion hätte einen Teil der Arbeiterklasse brachgelegt und dadurch den beschäftigten Teil in Verhältnisse gesetzt, worin er sich eine Senkung des Arbeitslohns, selbst unter den Durchschnitt, gefallen lassen müßte; eine Operation, die für das Kapital ganz dieselbe Wirkung hat, als wenn beim Durchschnittslohn der relative oder absolute Mehrwert erhöht worden wäre. (…)

Der Preisfall und der Konkurrenzkampf hätten andrerseits jedem Kapitalisten einen Stachel gegeben, den individuellen Wert seines Gesamtprodukts durch Anwendung neuer Maschinen, neuer verbesserter Arbeitsmethoden, neuer Kombinationen unter dessen allgemeinen Wert zu senken, d. h. die Produktivkraft eines gegebnen Quantums Arbeit zu steigern, das Verhältnis des variablen Kapitals zum konstanten zu senken und damit Arbeiter freizusetzen, kurz eine künstliche Überbevölkerung zu schaffen. Ferner würde die Entwertung der Elemente des konstanten Kapitals selbst ein Element sein, das Erhöhung der Profitrate einschlösse. Die Masse des angewandten konstanten Kapitals, gegen das variable, wäre gewachsen, aber der Wert dieser Masse könnte gefallen sein. Die eingetretne Stockung der Produktion hätte eine spätere Erweiterung der Produktion – innerhalb der kapitalistischen Grenzen – vorbereitet.

Und so würde der Zirkel von neuem durchlaufen. Ein Teil des Kapitals, das durch Funktionsstockung entwertet war, würde seinen alten Wert wiedergewinnen. Im übrigen würde mit erweiterten Produktionsbedingungen, mit einem erweiterten Markt und mit erhöhter Produktivkraft derselbe fehlerhafte Kreislauf wieder durchgemacht werden.“ [30]

Wie man sieht sind es die Besonderheiten und Widersprüchlichkeiten des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst, und der darin liegende innere Widerspruch zwischen dem Zwang zur Steigerung der Produktivkräfte einerseits und den beschränkten Methoden und dem Zweck des Kapitals – sich auf möglichst höchsten Niveau zu verwerten – andererseits, der sich immer wieder durch Krisen lösen muss.

Marx selbst fasst diesen allgemeinen, der kapitalistischen Produktion inne liegenden Widerspruch, wie folgt zusammen:

„Der Widerspruch, ganz allgemein ausgedrückt, besteht darin, daß die kapitalistische Produktionsweise eine Tendenz einschließt nach absoluter Entwicklung der Produktivkräfte, abgesehn vom Wert und dem in ihm eingeschloßnen Mehrwert, auch abgesehn von den gesellschaftlichen Verhältnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; während sie andrerseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im höchsten Maß (d. h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat. Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandnen Kapitalwert als Mittel zur größtmöglichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schließen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandnen Kapitals und Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkräfte.

Die periodische Entwertung des vorhandnen Kapitals, die ein der kapitalistischen Produktionsweise immanentes Mittel ist, den Fall der Profitrate aufzuhalten und die Akkumulation von Kapitalwert durch Bildung von Neukapital zu beschleunigen, stört die gegebnen Verhältnisse, worin sich der Zirkulations- und Reproduktionsprozeß des Kapitals vollzieht, und ist daher begleitet von plötzlichen Stockungen und Krisen des Produktionsprozesses.

Die mit der Entwicklung der Produktivkräfte Hand in Hand gehende relative Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante gibt dem Anwachs der Arbeiterbevölkerung einen Stachel, während sie fortwährend künstliche Übervölkerung schafft. Die Akkumulation des Kapitals, dem Wert nach betrachtet, wird verlangsamt durch die fallende Profitrate, um die Akkumulation des Gebrauchswerts noch zu beschleunigen, während diese wieder die Akkumulation, dem Wert nach, in beschleunigten Gang bringt.

Die kapitalistische Produktion strebt beständig, diese ihr immanenten Schranken zu überwinden, aber sie überwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigerm Maßstab entgegenstellen.

Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: daß das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; daß die Produktion nur Produktion für das Kapital ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muß und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel – unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte – gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.“ [31]

Damit wird deutlich, dass eine Beseitigung der kapitalistischen Krisen nur nach Abschaffung der kapitalistischen Produktion selbst möglich ist.

Darstellung der Krisen und ihrer Erscheinungen sowie der kapitalistischen Zyklen

Bei der Darstellung der allgemeinen Krise und der Überproduktion des Kapitals hat Marx den gesamten Mehrwert oder Profit einer Nation zusammengefasst, um den inneren Widerspruch der kapitalistischen Produktion rein darzustellen.

An einer anderen Stelle formuliert er diesen Widerspruch und die damit verbundenen Krisen konkreter:

„Denken wir uns die ganze Gesellschaft bloß aus industriellen Kapitalisten und Lohnarbeitern zusammengesetzt. Sehn wir ferner ab von den Preiswechseln, die große Portionen des Gesamtkapitals hindern, sich in ihren Durchschnittsverhältnissen zu ersetzen, und die, bei dem allgemeinen Zusammenhang des ganzen Reproduktionsprozesses, wie ihn namentlich der Kredit entwickelt, immer zeitweilige allgemeine Stockungen hervorbringen müssen. Sehn wir ab ebenfalls von den Scheingeschäften und spekulativen Umsätzen, die das Kreditwesen fördert. Dann wäre eine Krise nur erklärlich aus Mißverhältnis der Produktion in verschiednen Zweigen und aus einem Mißverhältnis, worin der Konsum der Kapitalisten selbst zu ihrer Akkumulation stände. Wie aber die Dinge liegen, hängt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale großenteils ab von der Konsumtionsfähigkeit der nicht produktiven Klassen; während die Konsumtionsfähigkeit der Arbeiter teils durch die Gesetze des Arbeitslohns, teils dadurch beschränkt ist, daß sie nur solange angewandt werden, als sie mit Profit für die Kapitalistenklasse angewandt werden können. Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde.“ [32]

In der Realität können sich die industriellen Kapitalisten den gesamten Mehrwert der Gesellschaft nicht allein aneignen. Sie haben ihn mit anderen Kapitalfraktionen zu teilen, die bestimmte Kapitalfunktionen übernehmen und als ihr besonderes Geschäft betreiben, wie das Handelskapital, das Bank oder zinstragende Kapital und das in Grundeigentum angelegte Kapital.

So wie die Konkurrenz den Ausgleich der unterschiedlichen Profitraten der verschiedenen Produktionszweige zur allgemeinen Profitrate bewirkt, so bewirkt sie auch die Verteilung des produzierten Mehrwerts unter die verschiedenen Kapitalfraktionen.

Damit ist aber auch klar, dass der jeweilige Anteil des gesamtgesellschaftlichen Mehrwerts, der auf die verschiedenen Vertreter der unterschiedlichen Kapitalfunktionen fällt, variieren kann. So können die Profite einzelner Kapitalfraktionen auch über längere Zeit überdurchschnittlich hoch sein, in dem sie auf Kosten der anderen Kapitalfraktionen leben, wenn es ihnen gelingt, sich zeitweise dem Ausgleichsprozess des Kapitals zu entziehen. Dies kann einerseits durch eine Monopolstellung der Produktionsbedingungen selbst (wie z. B. beim Grundeigentum) oder auch durch sonstige ökonomische und politische Sonderstellung (z. B. durch Gesetzgebung) geschehen. Insgesamt können sie aber nie mehr unter sich verteilen, als an Mehrwert in der Gesellschaft produziert wurde.

Diese Wahrnehmung der verschiedenen Kapitalfunktionen durch verschiedene Teile der Kapitalistenklasse ist nicht nur historisch bedingt, sondern wird immer wieder im Verlauf der kapitalistischen Produktion erneuert.

Einerseits verbessert sie durch die besondere Spezialisierung und die Ökonomisierung des Kapitaleinsatzes die Effizienz der kapitalistischen Produktion, erhöht aber andererseits auch die Komplexität und die Anarchie der gesellschaftlichen Produktion.

Hier möchte ich kurz auf die Besonderheit des Leihkapitals bei entwickeltem Kreditsystem eingehen, da im Kapitalismus alles Kapital und alle Einkommen Geldform annehmen, und, soweit sie nach und nach verzehrt werden, mindestens für eine gewisse Zeit als Leihkapital zur Verfügung stehen.

Was wird hierbei unter Leihkapital verstanden?

Marx sagt:

„Um die vorliegende Frage auf engere Grenzen zurückzuführen: Staatseffekten wie Aktien und andere Wertpapiere aller Art sind Anlagesphären für verleihbares Kapital, für Kapital, das bestimmt ist, zinstragend zu werden. Sie sind Formen, es auszuleihen. Aber sie sind nicht selbst das Leihkapital, das in ihnen angelegt wird. Andrerseits, soweit der Kredit direkte Rolle im Reproduktionsprozeß spielt: Was der Industrielle oder Kaufmann braucht, wenn er Wechsel diskontiert haben oder eine Anleihe aufnehmen will, sind weder Aktien noch Staatspapiere. Was er braucht, ist Geld. Er versetzt oder verkauft also jene Wertpapiere, wenn er das Geld sich anders nicht beschaffen kann. Es ist die Akkumulation dieses Leihkapitals, von der wir hier zu handeln haben, und zwar speziell von der des leihbaren Geldkapitals. Es handelt sich hier nicht um Anleihen von Häusern, Maschinen oder andrem fixen Kapital. Es handelt sich auch nicht um die Vorschüsse, die sich Industrielle und Kaufleute untereinander in Waren und innerhalb des Zirkels des Reproduktionsprozesses machen; obgleich wir auch diesen Punkt vorher noch näher untersuchen müssen; es handelt sich ausschließlich um die Geldanleihen, die durch die Bankiers, als Vermittler, den Industriellen und Kaufleuten gemacht werden.“ [33]

Dieses Leihkapital hat eine gewisse Selbständigkeit gegenüber dem Reproduktionsprozess des Kapitals.

Im Verlauf des konjunkturellen Zyklus verläuft die Bewegung des Leihkapitals sogar in umgekehrter Richtung wie die Bewegung des industriellen Kapitals. Aber auch die Akkumulation dieses Leihkapitals koppelt sich mit Entwicklung der kapitalistischen Produktion von der Akkumulation des produktiven und Warenkapitals ab.

Marx beschreibt diesen Prozess wie folgt:

„Die Akkumulation aller Geld verleihenden Kapitalisten geschieht selbstredend stets unmittelbar in der Geldform, während wir gesehn haben, daß die wirkliche Akkumulation der industriellen Kapitalisten in der Regel durch Vermehrung der Elemente des reproduktiven Kapitals selbst sich vollzieht. Die Entwicklung des Kreditwesens und die ungeheure Konzentration des Geld verleihenden Geschäfts in den Händen großer Banken muß also an und für sich schon die Akkumulation des leihbaren Kapitals beschleunigen als eine von der wirklichen Akkumulation verschiedne Form. Diese rasche Entwicklung des Leihkapitals ist daher ein Resultat der wirklichen Akkumulation, denn sie ist die Folge der Entwicklung des Reproduktionsprozesses, und der Profit, der die Akkumulationsquelle dieser Geldkapitalisten bildet, ist nur ein Abzug von dem Mehrwert, den die Reproduktiven herausschlagen (zugleich Aneignung eines Teils des Zinses von fremden Ersparungen). Das Leihkapital akkumuliert auf Kosten zugleich der Industriellen und Kommerziellen. Wir haben gesehn, wie in den ungünstigen Phasen des industriellen Zyklus der Zinsfuß so hoch steigen kann, daß er für einzelne, besonders nachteilig gestellte Geschäftszweige den Profit zeitweilig ganz verschlingt. Gleichzeitig fallen die Preise der Staatseffekten und andren Wertpapiere. Dies ist der Moment, wo die Geldkapitalisten diese entwerteten Papiere massenhaft aufkaufen, die in den spätern Phasen bald wieder auf und über ihre normale Höhe steigen. Dann werden sie losgeschlagen und so ein Teil des Geldkapitals des Publikums angeeignet. Der Teil, der nicht losgeschlagen wird, wirft höhere Zinsen ab, weil unter dem Preis gekauft. Allen Profit aber, den die Geldkapitalisten machen und den sie in Kapital rückverwandeln, verwandeln sie zunächst in leihbares Geldkapital. Die Akkumulation des letzteren, als unterschieden von der wirklichen Akkumulation, obgleich deren Sprößling, folgt also schon, wenn wir nur die Geldkapitalisten, Bankiers etc. selbst betrachten, als Akkumulation dieser besonderen Klasse von Kapitalisten. Und sie muß wachsen mit jeder Ausdehnung des Kreditwesens, wie es die wirkliche Erweiterung des Reproduktionsprozesses begleitet.“ [34]

Weiter weist Marx darauf hin, dass „in Ländern von entwickeltem Kredit wir annehmen (können), daß alles zur Verleihung disponible Geldkapital in der Form von Depositen bei Banken und Geldverleihern existiert.“ [35]

Und er sagt weiter:

„Mit dem Wachstum des stofflichen Reichtums wächst die Klasse der Geldkapitalisten; es vermehrt sich einerseits die Zahl und der Reichtum der sich zurückziehenden Kapitalisten, der Rentiers; und zweitens wird die Entwicklung des Kreditsystems gefördert und damit die Zahl der Bankiers, Geldverleiher, Finanziers etc. vermehrt. – Mit der Entwicklung des disponiblen Geldkapitals entwickelt sich die Masse der zinstragenden Papiere, Staatspapiere, Aktien etc., wie früher entwickelt. Aber damit zugleich die Nachfrage nach disponiblem Geldkapital, indem die Jobbers, die in diesen Papieren Spekulationsgeschäfte machen, eine Hauptrolle im Geldmarkt spielen.“ [36]

Mit ihrer besonderen Rolle und der damit verbundenen Machtstellung ist es dieser Klasse von Geldkapitalisten unter bestimmten Voraussetzungen auch möglich, sich nicht nur einen größeren Teil des Mehrwerts, sondern sogar Profit aus geborgtem fremdem Kapital anzueignen.

Marx sagt:

„Die Möglichkeit länger dauernden hohen Zinsfußes – wir sprechen hier nicht von der Phase der eigentlichen Klemme – ist gegeben mit hoher Rate des Profits. Es ist aber möglich, daß diese hohe Profitrate, nach Abzug der hohen Zinsrate, nur eine niedrige Rate des Unternehmergewinns übrigläßt. Diese letztere mag einschrumpfen, während die hohe Profitrate fortdauert. Es ist dies möglich, weil die einmal in Angriff genommenen Unternehmungen fortgeführt werden müssen. In dieser Phase wird stark mit bloßem Kreditkapital (fremdem Kapital) gearbeitet; und die hohe Profitrate kann stellenweise spekulativ, prospektiv sein. Hohe Zinsrate kann gezahlt werden mit hoher Profitrate, aber abnehmendem Unternehmergewinn. Sie kann gezahlt werden – und dies ist z. T. der Fall in Zeiten der Spekulation – nicht aus dem Profit, sondern aus dem geborgten fremden Kapital selbst, und dies kann eine Zeitlang fortdauern.“ [37]

Diese besondere Akkumulation des Leihkapitals führt nicht nur zur Bildung der Klasse der Geldkapitalisten, sondern sie ist auch ein eigenständiges Moment in den kapitalistischen Krisen:

Marx führt dazu aus:

„Die Akkumulation des Leihkapitals besteht einfach darin, daß Geld sich als verleihbares Geld niederschlägt. Dieser Prozeß ist sehr verschieden von der wirklichen Verwandlung in Kapital; es ist nur die Akkumulation von Geld in einer Form, worin es in Kapital verwandelt werden kann. Diese Akkumulation kann aber, wie nachgewiesen, Momente ausdrücken, die von der wirklichen Akkumulation sehr verschieden sind. Bei beständiger Erweiterung der wirklichen Akkumulation kann diese erweiterte Akkumulation von Geldkapital teils ihr Resultat sein, teils das Resultat von Momenten, die sie begleiten, aber ganz von ihr verschieden sind, teils endlich auch das Resultat sogar von Stockungen der wirklichen Akkumulation. Schon weil die Akkumulation von Leihkapital angeschwellt wird durch solche, von der wirklichen Akkumulation unabhängige, aber dennoch sie begleitende Momente, muß in bestimmten Phasen des Zyklus beständig Plethora von Geldkapital stattfinden und diese Plethora mit der Ausbildung des Kredits sich entwickeln. Mit ihr muß sich also zugleich die Notwendigkeit entwickeln, den Produktionsprozeß über seine kapitalistischen Schranken hinauszutreiben: Überhandel, Überproduktion, Überkredit. Gleichzeitig muß dies stets in Formen geschehn, die einen Rückschlag hervorrufen.“ [38]

Mit der entwickelten kapitalistischen Produktion und dem vollständig herausgebildeten Kreditsystem vollzieht sich die Kapitalproduktion also in immer wiederkehrenden krisenhaften Zyklen.

Wie heißt es so schön: Die nächste Krise kommt bestimmt.

Damit weiß man also, dass am Ende eines industriellen Zyklus die nächste Krise mit absoluter Sicherheit wieder ausbrechen wird, aber man weiß nicht genau wann. Zwar wird in der Regel die Länge des jeweiligen Konjunkturzyklus durch die zyklische Erneuerung der Produktionsmittel, insbesondere des fixen Kapitals, bestimmt, aber meist ist der konkrete Ausbruch dann doch überraschend, weil er sich nicht vorher ankündigt.

Die konkrete, vorherige Bestimmung des Beginns, des Verlaufs und der Tiefe der nächsten, konkreten Krise ist entsprechend schwierig, da nicht von vorne herein klar ist, wann genau der Reproduktionsprozess des Kapitals massenhaft unterbrochen wird, wann bestimmte Zahlungsverpflichtungen nicht mehr eingehalten werden können und wie groß zu dem konkreten Zeitpunkt die Überproduktion von Kapital ist bzw. sein wird, damit es zum Krach kommt, bzw. wann genug Kapital vernichtet ist, damit ein neuer Aufschwung beginnen kann.

Marx sagt, nachdem er den kommerziellen Kredit, der den Reproduktionsprozess des Kapitals beschleunigt, im Verlaufe des industriellen Zyklus analysiert hat:

„Es kommt aber nun zu diesem kommerziellen Kredit der eigentliche Geldkredit hinzu. Das Vorschießen der Industriellen und Kaufleute untereinander verquickt sich mit dem Vorschießen des Geldes an sie seitens der Bankiers und Geldverleiher. Beim Diskontieren der Wechsel ist der Vorschuß nur nominell. Ein Fabrikant verkauft sein Produkt gegen Wechsel und diskontiert diesen Wechsel bei einem bill-broker. In der Tat schießt dieser nur den Kredit seines Bankiers vor, der ihm wieder das Geldkapital seiner Depositoren vorschießt, die gebildet werden von den Industriellen und Kaufleuten selbst, aber auch von Arbeitern (vermittelst Sparbanken), von Grundrentnern und den sonstigen unproduktiven Klassen. So wird für jeden individuellen Fabrikanten oder Kaufmann sowohl die Notwendigkeit eines starken Reservekapitals umgangen, wie die Abhängigkeit von den wirklichen Rückflüssen. Andrerseits aber kompliziert sich teils durch einfache Wechselreiterei, teils durch Warengeschäfte zum Zweck der bloßen Wechselfabrikation der ganze Prozeß so sehr, daß der Schein eines sehr soliden Geschäfts und flotter Rückflüsse noch ruhig fortexistieren kann, nachdem die Rückflüsse in der Tat schon längst nur noch auf Kosten teils geprellter Geldverleiher, teils geprellter Produzenten gemacht worden sind. Daher scheint immer das Geschäft fast übertrieben gesund gerade unmittelbar vor dem Krach. (…) Das Geschäft ist immer kerngesund und die Kampagne im gedeihlichsten Fortgang, bis auf einmal der Zusammenbruch erfolgt.“ [39]

Beendet wird die Krise nur durch Kapitalvernichtung in bestimmtem Umfang. Wie groß dieser Umfang sein wird ist zu Beginn der Krise unklar. Wer, wie viel Kapital dabei verliert entscheidet die Konkurrenz unter den Kapitalisten, wie bereits oben ausgeführt. Die Verläufe der Krisen zeigen daher, jeweils abhängig von den konkreten Bedingungen und den ökonomischen und politischen Entscheidungen der handelnden Personen, unterschiedliche Tiefen und Längen.

Daher stellt die Marx’sche Analyse der kapitalistischen Krisen nur das Handwerkszeug zur Verfügung. Sie liefert keine Erklärung der heutigen Weltwirtschaftskrise. Sie hilft aber, Fehler bei der notwendigen Analyse dieser Krise zu vermeiden. Die reale Krise kann nur aus der realen Bewegung der aktuellen Konkurrenz- und Kreditverhältnisse erklärt werden.

Dabei ist u. a. die Entwicklung der Verhältnisse von Lohn- zu Gewinnquote, von Produktions- zu Konsumtionsmittelindustrie und von Industrie- zu Finanzkapital zu untersuchen. Aber auch die Rolle des Außenhandels, sowie der Finanz-, Geld- und Wirtschaftspolitik, und die Veränderungen gegenüber früher sind zu bewerten. Außerdem müssen die Rolle des Staates und die Veränderungen durch die Herausbildung des heutigen Sozialstaats untersucht werden. Letztendlich sind die Veränderungen in der kapitalistischen Ökonomie selbst, wie Unternehmensformen, Währungssysteme und die Eingriffsmöglichkeiten der staatlichen Politik, auch wegen der Erfahrungen aus früheren Krisen, zu berücksichtigen. Diese konkreten Untersuchungen müssen immer wieder geleistet werden, nicht nur weil jede Krise unterschiedlich verläuft, sondern auch weil viele dieser Veränderungen Marx noch nicht bekannt waren. Viele dieser Untersuchungen liegen heute schon vor und sind nur entsprechend zu bewerten. Also: Packen wir es an, auch wenn dies leichter gesagt als getan ist.

Dass aber viele Erscheinungen der aktuellen Krise nicht neu sind, wird deutlich, wenn man die geraffte Beschreibung der Weltwirtschaftskrisen in der Mitte des 19. Jahrhunderts liest, die Marx im 3. Band des Kapitals gibt. Viele der dort beschriebenen Erscheinungen konnten und können wir zurzeit wieder beobachten.

Zur Illustration daher zum Abschluss noch zwei Zitate:

„In einem Produktionssystem, wo der ganze Zusammenhang des Reproduktionsprozesses auf dem Kredit beruht, wenn da der Kredit plötzlich aufhört und nur noch bare Zahlung gilt, muß augenscheinlich eine Krise eintreten, ein gewaltsamer Andrang nach Zahlungsmitteln. Auf den ersten Blick stellt sich daher die ganze Krise nur als Kreditkrise und Geldkrise dar. Und in der Tat handelt es sich nur um die Konvertibilität der Wechsel in Geld. Aber diese Wechsel repräsentieren der Mehrzahl nach wirkliche Käufe und Verkäufe, deren das gesellschaftliche Bedürfnis weit überschreitende Ausdehnung schließlich der ganzen Krisis zugrunde liegt. Daneben aber stellt auch eine ungeheure Masse dieser Wechsel bloße Schwindelgeschäfte vor, die jetzt ans Tageslicht kommen und platzen; ferner mit fremdem Kapital getriebne, aber verunglückte Spekulationen; endlich Warenkapitale, die entwertet oder gar unverkäuflich sind, oder Rückflüsse, die nie mehr einkommen können. Das ganze künstliche System gewaltsamer Ausdehnung des Reproduktionsprozesses kann natürlich nicht dadurch kuriert werden, daß nun etwa eine Bank, z. B. die Bank von England, in ihrem Papier allen Schwindlern das fehlende Kapital gibt und die sämtlichen entwerteten Waren zu ihren alten Nominalwerten kauft.“ [40]

Und weiter:

„Aus dem Gesagten ergibt sich, daß das Warenkapital seine Eigenschaft, potentielles Geldkapital darzustellen, in der Krise und überhaupt in Geschäftsstockungen in großem Maß verliert. Dasselbe gilt von dem fiktiven Kapital, den zinstragenden Papieren, soweit diese selbst als Geldkapitale auf der Börse zirkulieren. Mit dem steigenden Zins fällt ihr Preis. Er fällt ferner durch den allgemeinen Kreditmangel, der ihre Eigner zwingt, sie massenweis auf dem Markt loszuschlagen, um sich Geld zu verschaffen. Er fällt endlich bei Aktien, teils infolge der Abnahme der Revenuen, worauf sie Anweisungen sind, teils infolge des Schwindelcharakters der Unternehmungen, die sie oft genug repräsentieren. Dies fiktive Geldkapital ist in Krisen enorm vermindert und damit die Macht seiner Eigner, Geld darauf im Markt aufzunehmen. Die Verminderung der Geldnamen dieser Wertpapiere im Kurszettel hat jedoch nichts zu tun mit dem wirklichen Kapital, das sie vorstellen, dagegen sehr viel mit der Zahlungsfähigkeit seiner Eigner.“ [41]

Anmerkungen

  1. Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals, S. 120. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 205 (vgl. MEW Bd. 23, S. 127 – 128).
  2. Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals, S. 154. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 239 (vgl. MEW Bd. 23, S. 151 – 152).
  3. Alle Unterstreichungen in Zitaten sind Hervorhebungen im Original.
  4. Marx: Theorien über den Mehrwert, MEW Bd. 26.2, S. 502.
  5. Marx: ebenda, S. 510.
  6. Marx: ebenda, S. 512 – 513.
  7. Marx: ebenda.
  8. Marx: ebenda, S. 513.
  9. Marx: ebenda.
  10. Marx: ebenda, S. 514.
  11. Marx: ebenda, S. 513 – 514.
  12. Marx: ebenda, S. 513.
  13. Marx: ebenda.
  14. Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals, S. 84. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 949 (vgl. MEW Bd. 23, S. 647).
  15. Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals, S. 88. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 952 – 953 (vgl. MEW Bd. 23, S. 649),
  16. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 95. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3087 (vgl. MEW Bd. 25, S. 269).
  17. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 4. Di-gitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 2996 (vgl. MEW Bd. 25, S. 223).
  18. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 14. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3006 (vgl. MEW Bd. 25, S. 228).
  19. Marx: ebenda.
  20. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 16. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3008 (vgl. MEW Bd. 25, S. 229).
  21. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 24. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3016 (vgl. MEW Bd. 25, S. 232 – 233).
  22. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 54. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3046 (vgl. MEW Bd. 25, S. 249).
  23. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 72 – 73. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3064 – 3065 (vgl. MEW Bd. 25, S. 258).
  24. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 74. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3066 (vgl. MEW Bd. 25, S. 258 – 259).
  25. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 75. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3067 (vgl. MEW Bd. 25, S. 259).
  26. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 78 – 79. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3070 – 3071 (vgl. MEW Bd. 25, S. 261).
  27. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 79 – 80. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3071 – 3072 (vgl. MEW Bd. 25, S. 261 – 262).
  28. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 82 – 83. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3074 – 3075 (vgl. MEW Bd. 25, S. 263).
  29. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 85 – 86. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3077 – 3078 (vgl. MEW Bd. 25, S. 264 – 265).
  30. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 87. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3079 (vgl. MEW Bd. 25, S. 265).
  31. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 75 – 77. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3067 – 3069 (vgl. MEW Bd. 25, S. 259 – 260).
  32. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 273 ff. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3503 (vgl. MEW Bd. 25, S. 500 ff.).
  33. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 263. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3493 (vgl. MEW Bd. 25, S. 495 – 496).
  34. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 308 – 309. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3538 – 3539 (vgl. MEW Bd. 25, S. 519).
  35. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 303. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3533 (vgl. MEW Bd. 25, S. 516).
  36. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 322. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3552 (vgl. MEW Bd. 25, S. 527).
  37. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 325 – 326. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3555 – 3556 (vgl. MEW Bd. 25, S. 528 – 529).
  38. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 317 – 318. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3547 – 3548 (vgl. MEW Bd. 25, S. 523 – 524).
  39. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 274 – 275. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3504 – 3505 (vgl. MEW Bd. 25, S. 501 – 502).
  40. Marx: Das Kapital: III. Band: MEW Bd. 25, S. 507.
  41. Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion, S. 291. Digitale Bibliothek Spektrum Band 4: Marx: Das Kapital, S. 3521 (vgl. MEW Bd. 25, S. 510).
Letzte Änderung: 21.03.2016