Vorbemerkung

Die vorliegende Ausgabe der „Aufsätze zur Diskussion“ wird ihrem Namen mit mehreren kontrovers diskutierten Artikeln endlich einmal gerecht. Dass das bislang viel zu selten der Fall war, liegt nicht an uns. Wer die Publikationen der Linken verfolgt, wird feststellen, dass ihre Debattenfreudigkeit im diametralen Gegensatz zu den grundlegenden Fragen steht, die der heutige Marxismus beantworten müsste, um auf die Höhen unserer Zeit zu gelangen – sei es zur aktuellen Gesellschaftspolitik, sei es zum historischen Scheitern der kommunistischen Bewegung. Man scheut vor klaren Positionen zurück wie der Teufel vor dem Weihwasser. Umso mehr wünschen wir uns, dass die AzD ihrem Namen künftig öfter Ehre machen können.

Mit dem Artikel zu Rosa Luxemburg setzt H.Karuscheit seine bisherigen Arbeiten zum Kaiserreich und zur Novemberrevolution fort. Luxemburgs Grundirrtum bestand ihm zufolge darin, dass sie auf die Entwicklung des Kapitals fixiert war und die Herrschaftsverhältnisse im Kaiserreich falsch einschätzte. Daraus resultierte eine fehlerhafte Stellung zur Novemberrevolution und ein untaugliches Revolutionsprogramm. F/HU, der die Positionen der Gruppe „Arbeiterpolitik“ bereits in den letzten AzD verteidigt hat, hat hierzu eine Stellungnahme geschrieben, in der er einige Kritikpunkte an der KPD-Gründerin für richtig findet, aber ihr sozialistisches Revolutionskonzept rechtfertigt.

Bei der Gelegenheit eine Richtigstellung: der Artikel zur Novemberrevolution aus der Arbeiterpolitik 5/6-2018, mit dem Karuscheit sich in den AzD 89 und 90 auseinandergesetzt hat, lautete mit richtigem Titel nicht: „Proletarische Revolution – bürgerliche Konterrevolution“, sondern: „Eine Revolution der Arbeiterklasse, die in der bürgerlichen Konterrevolution endete.“

Zum Thema Oktoberrevolution hat Thomas Kuczynski uns eine Replik geschickt, in der er A. Schröders Kritik an ihm in den letzten AzD zurückweist; sie wird hier zusammen mit einer Antwort Schröders abgedruckt.

In der Auseinandersetzung mit dem Buch „Goodbye Kapital“ wirft Peter Miso den Autoren vor, im Zusammenhang mit einer fehlerhaften Interpretation der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie für anarchistische Positionen offen zu sein sowie Menschheitsfragen anstelle der Klassenfrage voran zu stellen. In ihrer Antwort halten die Verfasser dem entgegen, dass ihr Kritiker mit fehlerhaften Unterstellungen und verkürzten Zitatnachweisen arbeitet und so ihr Thema „Geld und Zukunft“ entstellt.

Den Abschluss dieser Ausgabe bildet der zweite Teil des Beitrags von F.Gött über mögliche Zusammenhänge von Krankheiten mit Gesellschaft, Technik und Umwelt, der in der letzten Nummer keinen Platz gefunden hat.