Von Dieter Pentek
Als erstes zu den Fakten:
„Den unübersehbaren ökonomischen Niedergang der USA“ gibt es mittlerweile seit gut 50 Jahren.
Und doch stehen die USA heute immer noch als wirtschaftlich (und militärisch) stärkster Staat der
Welt in vorderster Front des Kapitals. Das zeigt sich schon daran, das unsere Altlinken in ihrem
fanatischen Antiamerikanismus sich sogar weigern, die Fakten anzuerkennen.
Die vorgehende Tabelle zur Staatsverschuldung relativiert die Schröder’sche Aussage zur
astronomischen Höhe der US-Staatsverschuldung doch ein wenig. Im Jahre 2000 war die
Staatsverschuldung der USA geringer als die der BRD !!!!. Die Verschuldung des nach Schröder
anderen großen Konkurrenten – er nennt ihn Bündnispartner – der USA, Japan , beträgt gar das
doppelte der USA – immer gemessen am Bruttoinlandprodukt,. Ich denke, das dieser Maßstab
wesentlich aussagekräftiger ist als absolute Zahlen.
Die zweite Tabelle zeigt, daß die reale Bruttowertschöpfung in den USA in den letzten Jahren
stärker gewachsen ist als in der BRD, hier als Westdeutschland bezeichnet.Auch Japan fällt hinter
den USA zurück.
So leid es mir um das liebgewonnene Feindbild Amerika tut, die ökonomischen Daten sprechen
offensichtlich eine andere Sprache. Möglicherweise täuschen sich die Amerikaner aber über ihre
eigene Stärke, und versuchen, eine nicht vorhandene ökonomische Schwäche militärisch zu
überspielen. Einen anderen Ausweg gibt es für die Schrödersche These der Kriegslüsternheit der
USA nicht.
Der Genosse Schröder will einfach nicht akzeptieren, das die kapitalistische Staatengemeinschaft
durchaus auch gemeinsame Interessen gegenüber dem Rest der Welt hat, für die sie auch gemeinsam
eintritt.
In den kapitalistischen Staaten (West- und Mitteleuropa, Nordamerika, Japan, Korea, Australien,
Neuseeland) lebten im Jahre 2000 ca 800 Mio Menschen. Die Weltbevölkerung hat 6000 Millionen
überschritten. Anders herum: 5,2 Milliarden Menschen, also gut 80% der Weltbevölkerung, leben in
Staaten, die anders strukturiert sind als die durchkapitalisierte westlichen Staatengemeinschaft. Es
muß doch selbst der glühendste Amerikahasser einsehen, das die kapitalistischen Staaten
gemeinsame Interessen gegen diesen übergroßen Rest der Welt haben, und diese auch durchsetzen
wollen und müssen. Dies anzuerkennen bedeutet doch nicht, die dem kapitalistischen Wettbewerb
innewohnende Konkurrenz der kapitalistischen Staaten untereinander zu leugnen. Aber es öffnet den
Horizont und ermöglicht es, sich aus überholten Denkmustern zu lösen.
Diese Muster stammen aus der Zeit der Blockkonfrontation. Das Eintreten für die real existierenden
sozialistischen Staaten, konkret für die Sowjetunion, führte zwangsläufig zum Hass auf die USA, die
vorherrschende kapitalistische Nation. Dieser Hass wird heute weiter geführt. Statt die eigene
Bourgeoisie zu kritisieren und zu entlarven, deckt man ihr den Rücken gegen den Satan USA.
Natürlich hat die BRD kein Interesse am Krieg in Afghanistan. Doch auch die USA haben kein
Interesse daran. Schröder sagt selbst: der Afghanistan-Krieg zielt hauptseitig auf die Zerschlagung
der Organisation Al-Kaida. Diese wird aber nicht angegriffen, um die Vorherrschaft der USA über
Europa zu sichern. Hier geht es um die Zerschlagung einer Gruppe, die andere Vorstellungen vom
Leben hat als das Kapital. Diese Gruppe will die Gesellschaft anders organisieren. Und wie der
Kommunismus ist auch der Islam als Gesellschaftsformation gemeinsamer Feind aller kapitalistischen
Staaten. Der Begriff des „Kreuzzuges“ trifft hier voll zu. An diesem Kreuzzug haben auch die
europäischen Staaten ein Interesse.
Dieser Kreuzzug hat schon in Europa auf dem Balkan begonnen. Im Gegensatz zu Schröders
Behauptung sind die USA nicht in den Krieg gezogen, um eine europäische Lösung des Balkan-
Problems zu torpedieren, sondern die Europäer haben die Militärmacht USA benötigt, um das
Überbleibsel des Kalten Krieges mit Namen Serbien zu beseitigen.
Zu den Schlussfolgerungen des Genossen Schröder (These 7) ist zu sagen: Die Widersprüche
zwischen den führenden kapitalistischen Staaten wachsen seit Jahrhunderten. Die Umstrukturierung
der Armeen in Söldnerbanden geschieht zwecks der Durchführung von Kreuzzügen. Gerade die seit
1989 geführten Kriege (Serbien, Irak, Afghanistan, auch Somalia) haben dies einwandfrei bewiesen.
Jede weitere Diskussion darüber erübrigt sich.
Das von Schröder angekündigte neue Zeitalter der Kabinettskriege um Einflußsphären,
Handelsverträge und Rohstoffe rückt ihn in die Nachbarschaft der von ihm so bekämpften
„Ökonomisten“. Krieg in Afghanistan um Einflußsphären? Naja, eigentlich ja nicht, das wäre ja
Ökonomismus, und überhaupt wollen die USA ja nur die Vorherrschaft über Deutschland und Japan
in Afghanistan sichern. Aber eigentlich doch, denn darum geht es ja im Zeitalter der neuen
Kabinettskriege. Und warum führen die USA eigentlich keinen direkten Krieg gegen Deutschland
und Japan, wenn doch diese Staaten ihr „eigentlicher“ Gegner sind? Ha, hier zeigt sich ja gerade die
Perfidität des großen Satans. Er überfällt das armselige Afghanistan, um von seinem eigentlichen
Gegner abzulenken.
Nichts kann die Absurdität der Schröderschen Schlussfolgerungen eindeutiger widerlegen als die
Geschehnisse in Serbien, Afghanistan und wohl bald auch wieder Somalia. Man muß nur die Relität
als solche anerkennen und keine alchimistischen Zaubertricks vollführen.
Wir leben in einem Zeitalter vor sich gehender globaler Durchsetzung des Kapitalismus. Es geht
nicht um die Einführung des Kapitalismus in Afghanistan oder sonst einem konkreten Land. Es geht
um die Zerschlagung jeder Gegenvorstellung zur kapitalistischen Gesellschaftsformation. Wenn diese
Gegenvorstellungen gewalttätig werden, so kann man sie heute problemlos auf eben diese Weise
bekämpfen. Und das ist es, was sich heute vor unser aller Augen abspielt.
Die kapitalistischen Industriestaaten führen diesen Krieg GEMEINSAM ! Die einen weniger gern,
die anderen dafür um so heftiger. Die NATO hat den Angriff auf das Trade Center zum
Verteidigungsfall hochstilisiert, und sich damit den USA angedient, nicht umgekehrt. Die Europäer
haben die Amerikaner zum Eingreifen auf dem Balkan gedrängt. Die Ränkespiele der internationalen
Politik lassen sich natürlich immer durch entsprechende Zitate in ihr Gegenteil umdefinieren, aber
Fakt ist und bleibt: die kapitalistischen Staaten haben alle Kriege seit 1989, seit dem Krieg gegen
Saddam Hussein und einschließlich dessen, GEMEINSAM geführt, trotz aller Unstimmigkeiten. Ihr
GEMEINSAMES Interesse überwiegt in diesen Fällen noch. Erst wenn das Kapital sich real
weltweit durchgesetzt hat, erst dann können die inneren Gegensätze des Kapitals die gemeinsamen
Interessen überwiegen. Erst wenn die Politiker der kapitalistischen Staaten dieWiedereinführung der
allgemeinen Wehrpflicht auf ihre Fahnen schreiben, dann beginnt die Gefahr der kriegerischen
Konflikte der Staaten untereinander. Solange sie von Berufsarmeen und Interventionstruppen faseln
ist der Krieg gegen ausserkapitalistische Staaten sowie der Bürgerkrieg ihr Standardszenario.