An die AzD-Redaktion
„Wieder ein sehr interessantes und sogar spannendes Heft. Bei der „Sozialismus-Entscheidung“ müsste man allerdings auch die parallelen Entwicklungen in der Tschechoslowakei, Ungarn und Polen berücksichtigen. In all diesen Ländern gab es nämlich zu dieser Zeit entsprechende Entscheidungen. Das war auch nicht verwunderlich, ging doch die sowjetische Führung in dieser Phase davon aus, dass der Kalte Krieg nicht mehr abzuwenden war, sie daher all diese Länder – und dazu Bulgarien und Rumänien – fest in ihr System einbinden musste. Sie brauchte nämlich deren Wirtschaftskraft, um ihre eigene Rüstungsindustrie aufbauen zu können. Die DDR-Führung hatte da nur einen sehr geringen Spielraum. Inzwischen nimmt man sogar an, dass die Stalin-Note mit dem Angebot zur Wiedervereinigung nur ein taktisches Manöver war, um die eigene Bevölkerung davon zu überzeugen, dass der Westen tatsächlich gar keine Einheit wollte. Man rechnete in Moskau daher fest mit ihrer Ablehnung. Anschließend konnte man die Sozialismus-Entscheidung sehr viel besser legitimieren.
Aber das ist nur eine Randbemerkung. Dein Artikel ist Ausdruck einer wirklich gewollten Diskussion, die die DKP und die Rest-SED-Kader in der Linkspartei leider nicht führen. Dort weigert man sich beharrlich, die tieferen Ursachen der Niederlage zu verstehen. Stattdessen wird die DDR mystifiziert, indem sie als „größte Errungenschaft der deutschen Arbeiterbewegung“ verklärt wird.“
Andreas Wehr, Berlin, 25.12.2020
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„Hallo Hr Karuscheit,
ich habe Ihren Aufsatz „Sozialismus ohne Basis, Arbeiterschaft und Sozialismus in der DDR“ mit großem Interesse gelesen und habe mich von der Kernthese überzeugen lassen.
Interessant, dass von einer ganz unterschiedlichen Vorgeschichte und Großraster man doch zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen kann. Für Griechenland oder Italien halte ich den „Rechtskurs“ für völlig verfehlt, während er für Deutschland, wie Sie sehr plausibel ausführen, das einzig Vernünftige gewesen wäre. Wie sehr das bis zum Erfurter Programm zurückzuverfolgen ist, wage ich nicht zu beurteilen.“
Wilhelm Langthaler, Wien, 26.12.2020
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„Vor allem die Rezension zur kurzen Geschichte der SED hat mir sehr gut gefallen! Das sehe ich fast identisch. Einziges Manko: Ich frage mich, wo HEUTE die Perspektive sein soll, wenn ich gegen die SED die 1930er Jahre der SU als positives Beispiel halte. Zugegeben, in der SU gab es in den 1930ern noch begeisterte Massen, Aufbruchstimmung und eine berechtigte Hoffnung, dass eine neue Gesellschaft aufgebaut wird. Aber es ist gescheitert! Du würdest sagen 1953. Da bin ich skeptisch. Auch in den 1930ern hatten sie keine Mehrheiten. Die Ergebnisse der Kollektivierung waren auf dem Lande das gleiche Desaster wie später in der DDR in Stadt (und Land). Wenn die Leute nicht wollen, dann wollen sie nicht… Vielleicht war es also nie möglich in diesem Bauernland? Vielleicht schon 1923 klar? Nach der faktisch gescheiterten Kollektivierung? Vielleicht nach dem II. WK? Nach den Säuberungen waren fast alle Leute erschossen, die einen Plan von Marx hatten. Nach dem II. WK waren die gesellschaftlichen Kräfte, die nach vorne wollten, vernichtet… Hier könnte man noch jahrelang forschen, diskutieren usw., wo es gescheitert ist. Aber unterm Strich haben wir es heute doch mit ganz anderen Voraussetzungen zu tun. Eure Fixierung auf historische Fragen verstehe ich deshalb nicht …“
Chris, Leipzig, 6.Januar 2021
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„Liebe Genossen,
ich lese und schätze Eure Zeitschrift schon lange, weil Ihr versucht, den Anspruch, Geschichte (und irgendwann mal Politik?) als Ausdruck von Klassenkämpfen zu begreifen, einzulösen und damit z.T. überraschende Erkenntnisse zu Tage fördert. Damit ist nicht gesagt, dass ich alle Sichtweisen teile, das ist aber auch unerheblich, denn nur Kritik bringt weiter. Leider gibt es in meinem Umfeld sehr selten Gelegenheit (und aktuell erst recht nicht), die interessanten Fragen zu diskutieren. Wenn ich aber weiß, dass Ihr an Kommentaren interessiert seid, werde ich mich zu gegebener Zeit auch mal äußern!“
Viele Grüße
Michael Karnatz, 23.Januar 2021
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„Meine Einschätzung zu eurer Publikation ist schnell geschrieben: Großartig! Ich lese eure Texte mit großem Vergnügen und noch größerem Gewinn. Ich würde gar so weit gehen und sagen, dass mir genau solch eine Publikation gefehlt hat. Diese Lücke habt ihr gefüllt, dafür sage ich DANKE!“
Sava Djahov, Berlin, 27.Januar 2021
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„Herzlichen Dank für eure tollen Publikationen!“
E.N., Kühlungsborn, Januar 2021